Suchtexperten warnen vor Cannabis-Turbozüchtungen

14.1.2020, 11:52 Uhr

In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Cannabis-Konsumenten, die mit gesundheitlichen oder psychischen Störungen im Krankenhaus aufgenommen werden mussten, verdoppelt. Das sei, wie nun das ARD-Politmagazins Report München herausfand, nicht etwa darin begründet, dass in der Gesellschaft mehr Leute Haschisch oder Marihuana konsumieren würden. Vielmehr sorgen Turbozüchtungen aus Marokko oder Gewächshäusern in den Niederlanden dafür, dass sich der Wirkstoffgehalt seit der ersten Drogenwelle in Deutschland vor 30 Jahren zum Teil verzehnfacht hat.

So fanden Chemiker der Polizei in sichergestellten Marihuana-Lieferungen den berauschenden Wirkstoff THC mit einem Anteil von bis zu 40 Prozent – als normal galten früher ein bis zwei Prozent. Hier noch von einer "weichen Droge" zu sprechen, sei unverantwortlich, erklärten Rauschgiftfahnder.


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Besonders bei Dauerkonsumenten seien die Risiken nach Angaben der Experten immens - vor allem Jugendliche seien besonders gefährdet. Im Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf müssen teilweise bereits 13-Jährige behandelt werden, heißt es dem ARD-Report zufolge.

Nach Aussagen von Professor Rainer Thomasius haben Haschisch und Marihuana, was die Klinikaufenthalte angeht, inzwischen Opiate wie Heroin abgelöst. Über 60 Prozent der Drogenpatienten, die ambulant behandelt werden, seien Cannabis-Konsumenten. Häufige Krankheitsbilder seien beispielsweise Paranoia oder anhaltende Angstzustände.

Angesichts dieser Entwicklungen nennen Polizeiexperten eine Legalisierung von Cannabis den "Weg in die falsche Richtung". Jörg Beyser vom Bayerischen Landeskriminalamt sieht außerdem die Gefahr, dass sich bei einer Legalisierung hierzulande vor allem Jugendliche, die keinen Zugang zu den kontrollierten Läden hätten, weiter auf dem illegalen Drogenmarkt bedienen würden.

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