Israelische Studie mit erstaunlichen Ergebnissen

Überstandene Corona-Infektion schützt offenbar besser gegen Delta-Variante als Impfung

9.9.2021, 07:04 Uhr
Laut einer israelischen Studie schützt eine überstandene Corona-Infektion besser vor der Delta-Variante als eine doppelte Impfung mit dem Biontech/Pfizer-Vakzin. 

© Sven Hoppe, NN Laut einer israelischen Studie schützt eine überstandene Corona-Infektion besser vor der Delta-Variante als eine doppelte Impfung mit dem Biontech/Pfizer-Vakzin. 

Eine israelische Studie hatte untersucht, wie gut Geimpfte im Vergleich mit Genesenen vor der Delta-Variante des Coronavirus geschützt sind. Dabei wurde in drei Gruppen unterschieden: Die vollständig Geimpften (mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer), Genesene ohne Impfung und Genesene, die eine Impfdosis des Biontech/Pfizer-Vakzins bekommen hatten, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland mitteilte.

Offizielle Prüfung steht noch aus

Die Ergebnisse sind Ende August auf dem Preprint-Server "medRxiv" veröffentlicht worden - ein Server, welcher gesundheitswissenschaftliche Themen vor ihrer Veröffentlichung speichert. Die Resultate müssen also noch von Unabhängigen Expertinnen und Experten überprüft werden.

Zunächst wurden die beiden Gruppen der Geimpften und der Genesenen ohne Impfung miteinander verglichen. 16.215 Menschen umfassten diese beiden Gruppen. Insgesamt kam es bei 257 Menschen in der untersuchten Gruppe zu einer Corona-Infektion. 238 von ihnen waren vollständig geimpft, 19 waren Genesen, wie Telepolis berichtet. Das Risiko, trotz eines vollständigen Impfschutzes an Covid-19 zu erkranken, wäre demnach also 13-mal höher als nach einer überstandenen Infektion.

Natürliche Immunität mit stärkerem Schutz

"Diese Analyse zeigt, dass die natürliche Immunität einen länger anhaltenden und stärkeren Schutz vor einer Infektion, symptomatischen Erkrankungen und Krankenhausaufenthalten aufgrund der Delta-Variante von Sars-CoV-2 bietet als die durch den BNT162b2-Zweidosenimpfstoff (Impfstoff von Biontech/Pfizer, Anm. d. Red.) induzierte Immunität", schreiben die Studienautorinnen und -autoren, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet.

Impfung sei keineswegs unzureichend

Diese Ergebnisse dürfen jedoch laut Expertinnen und Experten nicht als unzureichende Wirksamkeit der Corona-Impfungen interpretiert werden. "Wir wollen nicht, dass die Leute sagen: 'Na gut, ich sollte rausgehen und mich anstecken, ich sollte eine Infektionsparty veranstalten'", sagte etwa Michel Nussenzweig, Immunologe an der Rockefeller University, gegenüber dem Sience-Magazin. Marion Pepper, Immunologin an der University of Washington, fügte hinzu: Die Studie zeige zwar die Vorteile einer natürlichen Immunität auf, "berücksichtigt aber nicht, was das Virus dem Körper antut, um diesen Punkt zu erreichen".

Schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen

Es ist allgemein bekannt, dass eine Corona-Erkrankung nicht immer problemlos verläuft. So kam eine Ende August veröffentliche Auswertung aus Israel zu dem Resultat, dass schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen oder tiefe Venenthrombosen viel häufiger auftreten als nach einer Impfung mit dem Biontech/Pfizer-Vakzin. Als Ausnahme gilt die Myokarditis, eine Erkrankung des Herzmuskels, die häufiger nach der Impfung festgestellt wurde, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland weiter.

"Long-Covid-Symptome"

Außerdem treten bei Genesenen zum Teil langanhaltende Beschwerden. Derartige "Long-Covid-Symptome", wie sie in der Wissenschaft genannt werden, sind meist unspezifisch. Es kann sich dabei um Kopfschmerzen bis hin zu Konzentrationsstörungen handeln. Wie häufig Spätfolgen nach einer Corona-Infektion auftreten und welche Risikofaktoren es dabei gibt, ist noch nicht geklärt. Eine natürliche Immunität durch eine Ansteckung aufzubauen ist also auch mit Risiken verbunden. Diese Einschätzung betonte auch Christian Drosten in der aktuellen Podcast-Folge von "Das Corona-Virus-Update" von NDR Info.

Die Studie aus Israel kommt offenbar außerdem zu dem Ergebnis, dass eine Kombination aus Infektion und Impfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer (nach überstandener Erkrankung) am effektivsten vor der Delta-Variante schützt, wie der mdr und der ORF berichten.

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