Gerichtsurteil

Veganer in Großbritannien sind von Impfpflicht am Arbeitsplatz ausgenommen - und das ist der Grund

2.8.2021, 08:59 Uhr
Ab Oktober gilt in Großbritannien eine Impfpflicht für Pflegepersonal und Mitarbeiter bestimmter Unternehmen - ausgenommen sind Veganer.

© Fabian Sommer/dpa Ab Oktober gilt in Großbritannien eine Impfpflicht für Pflegepersonal und Mitarbeiter bestimmter Unternehmen - ausgenommen sind Veganer.

Unter anderem Personen mit einer bestimmten Behinderung oder gewissen gesundheitlichen Bedingungen fallen nicht unter die ab Oktober in Großbritannien gültige Impfpflicht am Arbeitsplatz. Selbiges gilt laut einem Bericht des Telegraph für Veganer. Nach einem Gerichtsurteil aus dem vergangenen Jahr zählt der ethische Veganismus zu jenen Überzeugungen, die im britischen Arbeitsrecht besonderen Schutz genießen.

Daraus resultiert einerseits, dass Arbeitgeber bei Neuanstellungen von Veganern keine Impfung verlangen dürfen, und andererseits, dass sie Gerichtsprozesse riskieren, sofern sie vegan lebende Mitarbeiter aufgrund einer nicht vorhandenen Impfung feuern.

Das Argument mancher Veganer gegen Impfungen ist laut einem Sprecher der Anwaltskanzlei Lewis Silkin das Testen der Impfstoffe an Tieren. Der Impfstoff selbst enthalte jedoch keine tierischen Produkte. "Es war noch nie so wichtig wie heute, dass wir über die Definition von Veganismus im Zusammenhang mit Medikamenten, einschließlich Impfstoffen, sprechen", wird ein Sprecher der Vegan Society in einem Bericht des Evening Standard zitiert. Laut der Definition von Veganismus sei es nicht immer möglich und praktikabel, die Verwendung von Tieren zu vermeiden – insbesondere wenn dies für medizinische Situation von Relevanz sei.

Entsprechend ermuntert die Vegan Society Veganer zur Impfung gegen das Coronavirus, spiele diese doch "eine grundlegende Rolle bei der Bekämpfung der Pandemie der Rettung von Leben". Zumal es aufgrund gesetzlicher Vorschriften unmöglich sei, einen Impfstoff ohne Tierversuche zu entwickeln.

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An einem ähnlichen Aspekt setzt Peta Deutschland an: Noch sind Tierversuche in diesem Kontext Vorschrift, eine generelle Verweigerung derartiger Medikamente und Impfstoffe wäre demnach medizinisch problematisch. Die Lösung liegt aus Sicht der Tierschutzorganisation also nicht im Verweigern, sondern in gesetzlichen Änderungen. Denn neben jener Problematik gelten laut Peta auch der Zeit- und Kostenaufwand von Tierversuchen sowie die kaum effiziente Übertragbarkeit der Erkenntnisse von Tieren auf den Menschen (95 Prozent aller Wirkstoffe, die in Tierversuchen als sicher und effektiv eingestuft werden, scheitern laut der Website beim Menschen) als Nachteile.

Im Falle der Corona-Pandemie wurden laut Peta Deutschland aufgrund der Dringlichkeit in der Entwicklung eines Impfstoffes bereits bestimmte Tierversuche übersprungen und klinische Studien mit Menschen parallel durchgeführt. "Diese erfolgreiche Vorgehensweise sollte zu einem Umdenken in der Forschung führen – weg von antiquierten Tierversuchen und hin zu tierfreien, effektiven und für den Menschen aussagekräftigen Testmethoden", schreibt Peta auf seiner Website.

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