Süßwarenhersteller in Sorge

Verband schlägt Alarm: Droht Haribo, Ferrero und Mars das Aus?

Stefan Besner

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

30.1.2023, 16:07 Uhr
Besonders belastend sind für die Süßwarenhersteller wie auch alle anderen Industrien die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten.

© imago stock&people Besonders belastend sind für die Süßwarenhersteller wie auch alle anderen Industrien die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten.

Beim Blick auf das Jahr 2022 liegt der Süßwarenindustrie ein bitterer Geschmack auf der Zunge. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine gingen auch an dieser Branche nicht spurlos vorüber. Die enorme Kostenbelastung wird für Unternehmen "immer mehr zu einer Standortentscheidung oder gar einer Existenzfrage", teilte der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) in einer Presseerklärung mit.

"Theoretisch läuft es derzeit gut für die Branche. Unter dem Strich stehen aber fast überall Verluste", klagt der BDSI-Vorsitzende Bastian Fassin in der Welt.

"Schwieriges Jahr 2022"

Rund vier Millionen Tonnen Süßwaren und Knabberartikel seien 2022 hierzulande hergestellt worden. Das macht ein Plus von 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 14 Milliarden Euro Wert besaß die produzierte Ware, was einem Zuwachs von 6,5 Prozent entspricht. Gleichwohl spricht die Industrie von einem "schwierigen Jahr 2022". Der gestiegene Umsatz decke die in den Unternehmen in der Folge des Krieges in der Ukraine entstandenen Mehrkosten bestenfalls teilweise ab. Die statistische Datenlage verzerre den Blick auf die wirtschaftlich angespannte Situation. So erlebten die mehr als 200 Unternehmen der Branche nach eigenen Angaben eine seit dem zweiten Weltkrieg nicht dagewesene Spirale an Kostensteigerungen und Ausfällen in internationalen Lieferketten.

Steigende Kosten und unsichere Lieferketten

Besonders leiden die Süßwarenhersteller - wie auch die meisten anderen Industriesparten - unter dem grassierenden Fachkräftemangel sowie stark gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten. Dazu kämen noch "standortbedingte Schwierigkeiten" wie Arbeitskosten, Steuern, die Dauer von Genehmigungsverfahren, der schleppende Breitbandausbau und die Bürokratie. Hinzu kämen noch die Unsicherheiten bei der Rohstoffbeschaffung, verbunden mit weiteren massiven Kostensteigerungen im Jahr 2022 auf den Rohstoffmärkten, etwa für Zucker (bis zu +100 %), Kakao (+23 %), Mais (+19 %) oder Weizen (+9 %).

Die Süßwarenhersteller sehen vor allem die Politik in der Pflicht. "Wir als mittelständische Branche fordern, dass sich die Bundesregierung und auch die Europäische Union den großen und existenziellen Herausforderungen annimmt, statt sich im bürokratischen Klein-Klein zu verlieren", so Fassin in der Presseerklärung des Branchenverbandes. Man benötige dringend Lösungen für eine wettbewerbsfähige und stabile Energieversorgung, eine Öffnung zur Bekämpfung des fortschreitenden Arbeitskräftemangels und eine funktionierende Infrastruktur im Bereich Verkehr und Digitalisierung. Die aktuellen Verkaufspreise für Süßwaren könnten die stark erhöhten Kosten für Strom und Gas nicht nivellieren. Bei einem "weiter so“ drohe laut Fassin eine Marktbereinigung zulasten kleinerer und mittelständischer Unternehmen.