Verharmlost das "Donaulied" Vergewaltigung? Studentin stößt Debatte an

29.5.2020, 10:35 Uhr
Mickie Krause ist vor allem am Ballermann in Mallorca mit seinen Songs unterwegs.

© Chris Emil Janssen via www.imago-images.de, imago images/Chris Emil Janßen Mickie Krause ist vor allem am Ballermann in Mallorca mit seinen Songs unterwegs.

"Ich machte mich über die schlafende her. Oh oh oh olalala. Man hörte das Rauschen der Donau nicht mehr", heißt es in den ersten Zeilen des Donauliedes. Hunderte Ballermann-Besucher grölen das Lied vor allem in den Clubs und Bars auf Mallorca, aber auch auf sämtlichen Bierzeltenfesten in der Region mit, ohne groß über den Text nachzudenken.

Eben das wollte eine Studentin aus Passau nun ändern und rief eine Petition gegen "Bierzelt-Sexismus "ins Leben. Das Donaulied soll dafür nur ein Beispiel sein. "Sprache formt das Denken. In diesem alten Volkslied vermittelt der umgeschriebene Text ein Weltbild, welches sexuelle Gewaltfantasien gegen Frauen normalisiert und verherrlicht. Deswegen stellt das Donaulied eine Form sexueller Gewalt dar", so ihre Argumentation. Mehr als 850 Unterstützer hat die Aktion bereits, die sich an die Stadt Passau richtet.

Die Studentin will damit erreichen, dass in Passau das Lied in Bierzelten und Kneipen künftig nicht mehr gespielt wird. Gleichzeitig wolle sie "Denkanstoß über jegliche Form von Bierzeltsexismus anregen".

Doch nicht alle heißen die Aktion der Studentin gut. Vor allem in den sozialen Netzwerken wurde die junge Frau angegriffen. Auch der stellvertretende Passauer Landrat Hans Koller (CSU) hatte eine spöttische Aussage gegen die Aktion als "sehr gut" bewertet. Kritik daran folgte prompt: Der Grünen-Landtagsabgeordnete Toni Schuberl fragte Koller in einem offenen Brief: "Darf ich das so werten, dass Du die Verherrlichung und das Besingen einer Vergewaltigung gutheißt?"

Im Gespräch mit der Deutschen-Presse-Agentur gab Koller darauf sogar eine Antwort: "Mir gefällt das Lied auch nicht." Es sei eben ein "uraltes, primitives Sauflied", jedoch gebe es angesichts der Corona-Krise seiner Ansicht nach wichtigere Themen als das Donaulied. Das habe er mit seinem Kommentar zum Ausdruck bringen wollen.

Die Ursprungsfassung des Liedes stammt aus dem 19. Jahrhundert, wie Michael Fischer, Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik an der Universität Freiburg sagt. Es sei später vielfach parodiert worden, zumeist mit erotisch-sexuellen Inhalten. Die heute noch bekannte Fassung ist möglicherweise im Ersten Weltkrieg entstanden.

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