Rechtsextremismus-Skandal?

Video aufgetaucht: Zeigte Melanie Müller den Hitlergruß bei ihrem Konzert? Die Polizei ermittelt

29.9.2022, 16:41 Uhr
Soll bei ihrem Konzert mehrmals den Hitlergruß gezeigt haben: Ballermann-Sängerin Melanie Müller.

© Bodo Schackow, dpa Soll bei ihrem Konzert mehrmals den Hitlergruß gezeigt haben: Ballermann-Sängerin Melanie Müller.

Es sind verstörende Szenen, die sich aktuell in den sozialen Medien verbreiten. Wie in Videos zu sehen ist, zeigten mehrere Personen bei einem Konzert der Ballermann-Sängerin Melanie Müller am 17. September in Leipzig den Hitlergruß und riefen "Sieg Heil".

Die Dschungelkönigin reagierte auf die Sprechchöre mit dem Ausruf "Zickezacke, zickezacke, zickezacke", worauf die anwesenden Besucher "heil, heil, heil" skandierten. Nachdem sich das Videomaterial schnell im Netz verbreitete, richtete die Sängerin zehn Tage später via Instagram ein Statement an ihre Fans.

Darin heißt es: "In mein Publikum gehören keine Nazis. Ich distanziere mich klar von den Geschehnissen bei dem Auftritt in Leipzig und hoffe, dass ich mit etwas Abstand die Möglichkeit bekomme, mich öffentlich zu positionieren." Ferner teilt sie mit, ihren Auftritt am Mittwoch in Dresden abzusagen.

Neue Videos, die der Bild-Zeitung zugespielt wurden, sehen jedoch anders aus: Das Material zeigt die 34-jährige Sängerin, wie sie - auf der Bühne stehend und von den Sprechchören der mutmaßlichen Neonazis begleitet - selbst mehrmals ihren rechten Arm in die Höhe streckt."Uns ist das neue Video bekannt, weswegen wir unsere Ermittlungen ausgeweitet haben", sagte eine Sprecherin der Landespolizei Leipzig am Mittwochabend.

Auftritt in Lokal vor Rechtsextremisten

Beim Konzert soll es sich nach Angaben der Bild-Zeitung nicht um einen öffentlichen Auftritt gehandelt haben - sondern um eine Privatparty in einem Lokal der Hooligan-Gruppierung "Rowdys Eastside": "Wir wissen, dass Einzelpersonen aus der Leipziger rechtsextremen Hooligan-Szene dort Kontakte pflegen", äußerte ein Sprecher des sächsischen Verfassungsgerichts auf Nachfrage der Zeitung.

Müllers Lebensgefährte Andreas Kunz hat sie dementiert: "Je nachdem, aus welcher Perspektive ein Video oder Foto gemacht wird, kann es natürlich beim Einheizen der Menge schnell so aussehen, als wäre es der Hitlergruß. Das ist sogar schon Angela Merkel passiert", äußerte er.

Statement am Mittwochabend

Am Mittwochabend meldete sich Melanie Müller auf ihrem Instagram-Account selbst noch einmal zu Wort und bezog Stellung. "Die letzten Tage", "das mediale Feuer" und die "unberechtigten Vorwürfe" gegen sie seien nicht spurlos an ihr vorbeigegangen. Sie distanziere sich weiter von rechtem Gedankengut: "Ich habe mit Rechtsradikalen oder nationalistischem Gedankengut nichts am Hut. Ich verurteile das aufs Schärfste." Sie fände es daher umso schmerzlicher, dass ihr so etwas "angedichtet" werde. Weil es ihr "wirklich schlecht" gehe und sie auch ihre Kinder schützen wolle, kündigte die Dschungelkönigin an, sich ein paar Tage Auszeit zu nehmen und beendet ihren Beitrag mit den Worten "I'll be back!"

Wie RTL berichtete, soll Kunz Kontakte in der rechten Szene unterhalten. Demnach soll er über "ein weit gefächertes Firmennetzwerk" - darunter offenbar zwielichtige Unternehmen verfügen. Im Internet kursieren mehrere Bilder, die Kunz im Pullover von "Thor Steinar" zeigen, einer Marke, die der Verfassungsschutz als Erkennungsmerkmal der rechtsextremen Szene bezeichnet. Ferner soll das Paar regelmäßig das Fitnessstudio SinCity BoxGym besuchen. Ein Ort, an dem zahlreiche Leipziger Rechtsextreme verkehren sollen.

Polizei ermittelt

Die Polizei in Leipzig ermittelt jetzt gegen die Ballermann-Sängerin. "Es geht um den Verdacht des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen nach Paragraf 86a StGB", sagte eine Polizeisprecherin am Donnerstagmorgen auf Anfrage. Bei solchen Kennzeichen kann es sich um Fahnen, Abzeichen, Uniformstücke, Parolen und Grußformen handeln. Bei der Leipziger Kriminalpolizei beschäftigt sich das Dezernat Staatsschutz mit dem Fall.

Dieser Artikel wurde am 29. September, um 16.41 Uhr aktualisiert.