WHO: Corona-Virus könnte noch zu "Notlage" werden

23.1.2020, 20:27 Uhr
WHO verzichtet trotz rasanter Ausbreitung einer neuen Lungenkrankheit in China auf das Ausrufen einer "gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite".

© Miguel Candela, dpa WHO verzichtet trotz rasanter Ausbreitung einer neuen Lungenkrankheit in China auf das Ausrufen einer "gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite".

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat trotz der rasanten Ausbreitung einer neuen Lungenkrankheit in China erneut auf das Ausrufen einer "gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite" verzichtet. Allerdings könnte sich die Situation noch zu einer "Notlage" entwickeln, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Donnerstagabend.

Mit einer offiziellen "Notlage" könnten weitere konkrete Empfehlungen an Staaten verbunden sein, um die Ausbreitung über Grenzen hinweg möglichst einzudämmen. Zu solchen Empfehlungen kann beispielsweise gehören, dass Reisende auf Krankheitssymptome geprüft werden, und dass medizinisches Personal besser geschützt wird.

China hat fünf Großstädte abgeschottet

Die Behörden in China hatten am Donnerstag mit beispiellosen Maßnahmen reagiert und fünf Großstädte mit insgesamt rund 20 Millionen Einwohnern abgeschottet. Mit der Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Ausbreitung des neuen Coronavirus.


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In China gibt es bislang 644 bestätigte Fälle, berichtete die chinesische Zeitung Global Times am Donnerstagabend. Die Zahl der Todesfälle sei von 17 auf 18 gestiegen. Ein Patient starb demnach am Mittwoch in der nördlichen Provinz Hebei. Es sei der erste Todesfall außerhalb der Provinz Hubei, in der die schwer betroffene Metropole Wuhan liegt. Die meisten Todesopfer waren ältere Menschen mit Vorerkrankungen.

Kein Grund zur Besorgnis in Deutschland

In einzelnen Fällen wurde das Virus auch schon bei Patienten in anderen Ländern wie Thailand und den USA nachgewiesen. Am Donnerstag wurde der erste nachgewiesene Fall in Singapur bekannt. In Europa ist bisher kein Fall bekannt. Eingeschleppte Einzelfälle der neuen Lungenkrankheit sind deutschen Infektionsspezialisten zufolge aber auch hierzulande "wahrscheinlich". Grund zur Besorgnis gebe es aber nicht, teilte die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie mit. Kliniken bereiteten sich aktuell vor, um auf diese Fälle schnell reagieren zu können.


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Aus Angst vor einer Verbreitung des Virus wurden in der 11-Millionen-Metropole Wuhan Flüge, Züge, Fähren, Fernbusse und der öffentliche Nahverkehr gestoppt, die Ausfallstraßen wurden nach und nach gesperrt. In der 75 Kilometer östlich gelegenen 7-Millionen-Stadt Huanggang sollte der öffentliche Verkehr gestoppt werden, Menschen sollen die Stadt nicht mehr verlassen, wie die Stadtregierung mitteilte. Ähnliche Auflagen gelten für die benachbarte Stadt Ezhou mit einer Million und für die Stadt Chibi mit einer halben Million Einwohnern.

Auch in Xiantao mit mehr als einer Million Einwohner ist der öffentliche Verkehr mit Bussen, Fähren und Bahnen in andere Orte ausgesetzt worden. Alle Städte liegen in der Provinz Hubei.

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