Über 200 Studien ausgewertet

Wissenschaft bestätigt was viele vermuten: Männer denken tendenziell häufiger an Sex als Frauen

6.11.2022, 08:50 Uhr
Sozialpsychologen haben herausgefunden: Männer denken tendenziell häufiger an Sex als Frauen.

© Christophe Gateau/dpa Sozialpsychologen haben herausgefunden: Männer denken tendenziell häufiger an Sex als Frauen.

Männer denken tendenziell häufiger an Sex und haben ein größeres Bedürfnis danach als Frauen. Das berichten Sozialpsychologen der Universität des Saarlandes nach einer Studie im Fachblatt "Psychological Bulletin". Für die Untersuchung hatten sie mehr als 200 Studien seit dem Jahr 1996 mit insgesamt mehr als 620.000 Teilnehmern ab 14 Jahren ausgewertet.

Die Forscher definierten die sexuelle Motivation danach, wie häufig jemand sexuelle Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen erlebe. "Menschen mit ausgeprägter sexueller Motivation denken häufiger an Sex, verspüren häufiger sexuelles Verlangen und masturbieren mehr", sagt Ko-Autor Malte Friese von der Saar-Uni.

Auch viele Frauen haben Lust auf Sex

Bei der Analyse der Daten stellten die Forscher fest, dass Männer eine stärkere sexuelle Motivation als Frauen haben. "Der Unterschied ist etwas weniger als halb so groß wie der Geschlechterunterschied in der Körpergröße", so Friese. Über einzelne Individuen sagten die Ergebnisse jedoch nichts aus, betont er: "Auch wenn Männer im Durchschnitt eine stärkere sexuelle Motivation haben als Frauen, gibt es viele Frauen, die mehr Lust auf Sex haben als viele Männer."

Die Wissenschaftler schätzen, dass 24 bis 29 Prozent der Frauen stärker sexuell motiviert seien als der durchschnittliche Mann.

Dass Männer generell eine stärkere sexuelle Motivation haben als Frauen, hätten auch schon frühere Untersuchungen zu dem Thema ergeben, so die Forscher. Doch hinsichtlich der Größe des Unterschieds hätten noch offene Fragen bestanden.

Soziale und genetische Faktoren

Wie sich die Abweichungen zwischen Frauen und Männern erklären lassen, war nicht Thema der Studie. Dies biete Spielraum für Interpretationen, so die Autoren. Sie gehen davon aus, dass die sexuelle Motivation sowohl von sozialen als auch von genetischen Faktoren bestimmt sei.

"Wenn zum Beispiel Kinder schon beobachten, dass Männer und Frauen ihre Sexualität unterschiedlich ausdrücken und andere dies wertschätzen oder ablehnen, lernen sie, sich später entsprechend zu verhalten", erläutert Friese.