Labore warnen vor Überlastung durch Omikron

PCR-Tests: Freie Termine in Testzentren - doch das könnte sich bald ändern

19.1.2022, 14:55 Uhr
PCR-Tests: Freie Termine in Testzentren - doch das könnte sich bald ändern

© Uwe Anspach, dpa

Die Betonung liegt auf dem Wort noch. Noch müssen Menschen mit einem positiven Antigen-Schnelltest nicht lang auf einen Termin für einen PCR-Test in einem Testzentrum warten.

Im Testzentrum Fürth etwa können täglich bis zu 750 Proben genommen werden. Für die kommenden Tage werden Dutzende freie Termine angezeigt. Die Kapazität, heißt es auf Nachfrage, wird momentan gar nicht ausgeschöpft.

In den Testzentren des Kreises Nürnberger Land in Hersbruck, Lauf und Altdorf herrscht ebenfalls kein Andrang. Nur die Hälfte der Termine wird genutzt. Jeden Tag stünden freie Termine für PCR-Tests zur Verfügung, teilt das Landratsamt mit. Und auch beim Testzentrum Nürnberg wird die Testkapazität von 1600 Tests pro Tag gegenwärtig nicht ausgeschöpft.

Der Freistaat setzt bei der Bekämpfung der Pandemie auf Impfen und Testen. In 96 Testzentren, verteilt auf das ganze Land, werden Tag für Tag Hunderte Antigen- und PCR-Tests durchgeführt. Kostenlos sind PCR-Tests nur für bestimmte Menschen - unter anderem für Personen, die in Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen arbeiten. Gewissheit ohne finanzielle Unkosten können sich aber auch Kontaktpersonen verschaffen, Schwangere sowie Personen mit positivem Antigen-Schnelltest oder PCR-Pool-Test-Ergebnis. Auch Hausärzte bieten unter bestimmten Bedingungen kostenfreie PCR-Tests an.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Anbieter, die ebenfalls PCR-Tests in ihrem Portfolio haben - allerdings gegen Gebühr.

Doch wie lang kann dieses Angebot im Freistaat noch aufrechterhalten werden? Die Akkreditierten Labore in der Medizin, kurz ALM, haben nun eindringlich vor einer Überlastung der Labore gewarnt. Weil sich die Omikron-Variante in Deutschland ausbreitet, werden immer mehr PCR-Tests durchgeführt. Und die landen zur Analyse in den Laboren.

Waren es in der letzten Woche des Jahres 2021 fast 900.000 PCR-Tests, stieg ihre Zahl in der ersten Woche 2022 auf 1,4 Millionen. In der zweiten Kalenderwoche untersuchten 182 Labore bereits 1,9 Millionen. Für die dritte Kalenderwoche wird eine Test-Kapazität von 2,5 Millionen Analysen bereitgestellt.

"Die Lage ist ernst", sagt der 1. Vorsitzende Michael Müller. So viele PCR-Tests seien noch nie durchgeführt worden. Er gab zu bedenken, dass neben dieser Diagnostik auch andere Untersuchungen durchgeführt werden. "Ohne fachärztliche Labordiagnostik ist in den meisten Fällen keine Diagnose und Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen möglich", so der Facharzt für Laboratoriumsmedizin Jan Kramer.

Die Testkapazität der fachärztlichen Labore ist endlich, erklärt Müller. Eine Überlastung müsse unbedingt vermieden werden.

Keine Fachkräfte

Es gibt dafür nur wenig Möglichkeiten. Zusätzlich Fachkräfte einzustellen, ist nicht möglich, der Markt ist leer, heißt es seitens des ALM. Wenn wenig Testkapazitäten verfügbar seien, plädiert Müller für eine Priorisierung bei den PCR-Tests. Bereits bei der Abnahme der PCR-Tests müsse konsequent die Nationale Teststrategie angewandt werden. Hier sehen die ALM die Politik aufgefordert, Entscheidungen zu treffen.

Laut der Nationalen Teststrategie hätten im Falle von Engpässen in den Laboren unter anderem symptomatische Personen Priorität oder asymptomatische Personen im Gesundheitswesen bzw. anderen vulnerablen Bereichen sowie Kontaktpersonen. In Fällen etwa, in denen eine ganze Familie erkrankt ist, könnte nur ein Familienmitglied untersucht werden, erklärt Müller. So ließen sich Kapazitäten schonen.

PCR-Tests einsparen

Ein anderer Fall: Wird bei einer symptomatischen Person, die Kontakt hatte zu einem Infizierten, ein professioneller Antigen-Test durchgeführt, der positiv ausfalle, ist aktuell davon auszugehen, dass dieser das richtige Ergebnis zeige, sagt Müller. Einen PCR-Test könne man einsparen. Gute Antigentest, die professionell eingesetzt werden, seien nach Ansicht Müllers eine gute Alternative zu den PCR-Tests: "Für den Fall weiter steigender Testzahlen kann in den Laboren, insbesondere bei Engpässen, auch auf laborbasierte Antigentests zurückgegriffen werden. So sieht es auch die Nationale Teststrategie vor. Diese liefern ein qualitätsgesichertes und laborärztlich befundetes Ergebnis und reduzieren sinnvoll den Bedarf an PCR-Tests, die prioritär für Menschen mit Symptomen, für das Kontaktpersonenmanagement sowie den Schutz vulnerabler Gruppen notwendig sind."