Noch viele Fragen offen

200 Euro vom Staat zum Geburtstag: Wer die Prämie bekommen soll - und wofür sie gedacht ist

15.11.2022, 11:59 Uhr
Der kommende Kulturpass soll junge Erwachsene für kulturellen Angebote begeistern.

© Reiner Elsen via www.imago-images.de Der kommende Kulturpass soll junge Erwachsene für kulturellen Angebote begeistern.

Während der Pandemie lagen viele alltägliche Dinge im öffentlichen Leben still. Die vergangenen zwei Jahre haben vor allem die Kulturbranche hart getroffen - die Live-Kultur verzeichnet noch bis jetzt einen dramatischen Publikumsschwund. Um dem entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung am 10. November das Pilotprojekt "KulturPass" beschlossen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Der Pass soll die Nachfrage in den Kultureinrichtungen stärken und junge Erwachsene für "die Vielfalt der Kultur in unserem Land begeistern", erklärt Kulturstaatsministerin Claudia Roth bei einem Pressetermin. Durch den kommenden "KulturPass" soll sowohl jungen Menschen und der Kultur geholfen werden.

Bürgerinnen und Bürger, die im nächsten Jahr 18 werden, sollen ein Guthaben in Höhe von 200 Euro erhalten. Damit können dann beispielsweise Konzerte, Theater- und Kinovorstellungen erworben werden. Auch Eintrittskarten für Museen oder Ausstellungen sowie Bücher oder Vinylplatten sollen zum Angebot gehören, so die Bundesregierung. Geplant ist, dass das Guthaben zwei Jahre lang digital über eine App oder einer Website eingelöst werden kann. Die Angebote sind laut Pressemitteilung auf regionale Kulturanbieter beschränkt. "Große Verkaufsplattformen und Online-Versandhändler sind ausgeschlossen."

Europäisches Vorbild: Der "KulturPass" kommt

Die Bundesregierung stellt dem Pilotprojekt ein Budget von 100 Millionen Euro zur Verfügung. Geplant ist, dass der "KulturPass" ab dem zweiten Quartal 2023 an den Start geht. Falls das Projekt erfolgreich ist, kann das Programm in einem zweiten Schritt für Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren geöffnet werden, erklärt die Bundesregierung. Bis Vorlage eines Umsetzungsvorschlages ist das 100 Millionen Budget jedoch erst einmal gesperrt, so der Bundestag in einer Pressemitteilung.

Der Kulturpass wird nach dem Vorbild anderer europäischer Länder eingeführt. In Frankreich wurde der Kulturpass für 18-Jährige bereits vor einigen Jahren erfolgreich an den Start gebracht. Dort erhalten die jungen Erwachsenen über 300 Euro für kulturelle Einkäufe wie Bücher, Musik oder Eintrittskarten, erklärt der Deutsche Kulturrat in einem Presseschreiben. Ähnliche Modelle gibt es ebenfalls bereits in Spanien und Italien.

"Keine klare Konzeption" - Kritik am "KulturPass"

Bis der Kulturpass final an die 18-Jährigen verteilt werden kann, müssen jedoch noch einigen Fragen geklärt werden, bemängelt Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann. Laut dem Statistischen Bundesamt werden im Jahr 2023 rund 750.000 Personen in Deutschland 18 Jahre alt sein. Die geplante Summe von 100 Millionen Euro ist aufgeteilt unter den potenziell Pass-Berechtigten zu klein, heißt es in der Pressemitteilung des Deutschen Bundesrats. Hinzu kommen noch die Kosten für Organisation und Verwaltung der Maßnahme.

Weiterer Klärungsbedarf besteht bei der Verwendung des Guthabens. Internationale Angebote wie Spotify, Netflix oder Amazon können bereits aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht einfach ausgeschlossen werden, so Zimmermann. "Offensichtlich gibt es noch keine klare Konzeption", stellt der Geschäftsführer fest. Aus diesem Grund muss die Planung bald beginnen, sonst wird es nichts mit dem kulturellen Geburtstagsgeschenk für alle 18-Jährigen in Deutschland im kommenden Jahr", so Zimmermann.