250 Menschen bei CSU-Wahlkampf-Finale in Nürnberg

21.9.2017, 20:37 Uhr
Von schwarzen Sheriffs wird "Mister Sicherheit" Joachim Herrmann in Nürnberg begleitet.

© Roland Fengler Von schwarzen Sheriffs wird "Mister Sicherheit" Joachim Herrmann in Nürnberg begleitet.

Die Mundwinkel gehen für einen kurzen Moment nach unten – Markus Söder ist die kleine Enttäuschung anzusehen, als er von der Bühne herunter den Blick über das arg überschaubare Publikum am Lorenzer Platz schweifen lässt. Nur rund 250 Menschen kamen, um den CSU-Spitzenkandidaten Joachim Herrmann zu hören. Dabei ist der schwache Besuch nur ein Zeichen dafür, dass es den meisten Bürgerinnen und Bürgern ganz ähnlich wie den politischen Akteuren geht. Sie halten das Rennen um die Bundestagswahl weitgehend für gelaufen. Nur dürfen Wahlkämpfer so etwas nie zugeben.

Entspannter Endspurt

Doch im wirklichen Kampfmodus sind die CSU-Matadore tatsächlich nicht mehr. Entspannt spulen sie ihr Endspurt-Programm ab. Selbst die alle vier Jahre beschworenen Mahnungen, dass es am kommenden Sonntag schließlich um eine "ganz zentrale Weichenstellung" und "um die Zukunft Deutschlands" gehe, klingen in diesem CSU-Wahlkampf wesentlich undramatischer als in früheren Zeiten.

Dabei treibt die erfolgsverwöhnten Christsozialen tatsächlich noch eine Sorge um: Sie können nicht recht einschätzen, wie groß der Verlust am rechten Rand ihrer Wählerklientel sein wird, den ihnen die AfD zufügt. Den Namen der in jeder Beziehung unberechenbaren neuen Konkurrenz nimmt keiner der Redner in den Mund. Die Vorzüge der Lebensbedingungen im Freistaat, die der CSU zu verdanken seien, werden betont. Der Rest ist vorsichtiges Bitten und Ins-Gewissen-Reden. Vor allem Markus Söder rät davon ab, am Wahltag aufgestauter Wut freien Lauf zu lassen. "Mit Herz und Verstand" solle man seine Wahl treffen, sagt er.

Nur mit ihrer Themengewichtung reagiert die CSU ganz eindeutig auf die Rechtspopulisten. Und natürlich mit ihrem Spitzenkandidaten. Joachim Herrmann, der einzige neue Unionskandidat für den Bund, der in diesem Wahlkampf von Beginn an ganz selbstverständlich und gleichzeitig irgendwie unausgesprochen Berliner Ministeransprüche anmeldete, wird als "Mister Sicherheit" präsentiert. Die Strapazen der letzten Wochen sind ihm auch an seinem Geburtstag nicht anzumerken.

Mit seinem sonoren, emotioonslosen Bass dekliniert der Erlanger noch einmal das Programm der Sicherheits- und Flüchtlingspolitik seiner Partei durch. Nirgendwo im Bund lebe man sicherer als in Bayern. Nirgends würden mehr neue Polizeistellen geschaffen. "Künftig müssen auch "der Bund und andere Länder etwas tun für unsere Sicherheit."

Herrmann verteidigt die Kontrollen an Bayerns Grenzen und versichert, die werde es gegen den Willen der EU-Kommission weiterhin geben.

Er zeigt sich froh darüber, dass auch die Bundeskanzlerin im Wahlkampf zu dem gemeinsamen Vorhaben bekannt habe, alles zu tun, damit sich eine Flüchtlingssituation wie 2015 nicht wiederholt. Den alten Streitbegriff Obergrenze vermeidet er und beruft sich lieber auf Papst Franziskus. "Kein Staat muss mehr Flüchtlinge aufnehmen, als er integrieren kann."

Multikulti erklärt Herrmann für gescheitert. Für die Einhaltung "klarer Spielregeln" will er künftig sorgen und dafür, dass die Tradition des vom Christentum geprägten Landes erhalten bleibe. Ansonsten sei die CSU nicht – wie andere ganz rechts und ganz links – "die Partei der Angstmacher". "Wir haben Lust auf Zukunft". Und die – so viel steht fest – wird es auch nach dem Sonntag geben.

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