Abwrackprämie: Regierung hat nichts dazu gelernt
18.11.2020, 17:45 Uhr
Waren Sie schon einmal auf einem Treffen für historische Nutzfahrzeuge? Wenn nicht, haben Sie was verpasst: Da stehen auf Hochglanz restaurierte Lastwagen-Klassiker aus der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit neben patinierten "Alltagshelden", denen man ihre Nutzungszeit im Fernverkehr, auf der Baustelle oder im Dienst eines kleinen Handwerkers an einer reizvollen Mischung aus Beulen, Rost und mattem Lack ansieht. Bei historischen Lastwagen handelt es sich - genau wie bei allseits bekannten und bewunderten Pkw-Oldtimern - um Zeitzeugen vergangener Epochen, die Zeugnis darüber ablegen, wie früher gelebt und gearbeitet wurde. Nicht zuletzt sind Sammlungen und Treffen historischer Lkw die einzige Möglichkeit, verblichene Marken wie Hanomag, Büssing und Magirus-Deutz für die Nachwelt sichtbar zu machen.
Jetzt droht im Nutzfahrzeugsektor der gleiche Effekt wie schon bei der Abwrackprämie für Autos, die von der Bundesregierung 2009 angeboten und damals von den Besitzern älterer Modelle rege genutzt wurde: Kommende Klassiker im "mittleren Alter", die noch eine Weile bräuchten, bis sie als historisch anerkannt werden würden, verschwinden so von den Straßen, bevor sie die Chance haben, ein paar Jahre später als "Youngtimer" in einer Sammlung zu landen. Dann sind sie für den Erhalt als technikhistorisches Kulturgut oder auch als Ersatzteilspender für die Restauration eines anderen alten Fahrzeugs verloren.
Die jetzt angekündigte Abwrackprämie für Lkw ist in dieser Hinsicht ein Fehler, denn sie fordert - genau wie 2009 bei den Personenwagen - explizit die Verschrottung des Altfahrzeugs als Kriterium für die Ausschüttung der Zuschüsse für den Neukauf. Da hätte man aus dem damaligen Verschwinden unzähliger Pkw-Klassiker in der Schrottpresse schon etwas für die jetzige Neuauflage im Nutzfahrzeugbereich lernen können.