Afghanen übernehmen Kommando in Masar-i-Scharif

24.7.2011, 12:26 Uhr
Afghanen übernehmen Kommando in Masar-i-Scharif

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Afghanische Sicherheitskräfte haben am Bundeswehrstandort Masar-i-Scharif im Norden des Landes offiziell das Kommando von der Internationalen Schutztruppe Isaf übernommen. „Die Verantwortung für die Sicherheit und die militärischen Lasten können nicht für immer von unseren internationalen Freunden geschultert werden“, sagte der Gouverneur der Provinz Balch, Mohammed Atta.

An der feierlichen Übergabezeremonie im Hauptquartier der afghanischen Armee in der Nordregion nahmen am Samstag auch zahlreiche Regierungsvertreter und Militärs teil.

Die wirtschaftlich aufstrebende Provinzhauptstadt ist das erste Gebiet im Einsatzbereich der deutschen Soldaten, in dem künftig ausschließlich Afghanen für die Sicherheit der Bevölkerung verantwortlich sind. Die Sicherheitslage in der viertgrößten Stadt Afghanistans gilt trotz vereinzelter Anschläge als relativ stabil.

Dennoch sei die Herausforderung groß, sagte Atta. Daher würden Provinzregierung und Behörden alles unternehmen, um der neuen Aufgabe gerecht zu werden. Auch Soldaten und Offiziere seien bereit, „ihr Leben für die Sicherheit der Menschen zu opfern“, versicherte der für den Übergabeprozess zuständige Regierungsbeamte Ashraf Ghani.

Kampfeinsatz soll 2014 beendet werden

Ein Isaf-Sprecher sagte, nun seien die Afghanen in der Führungsrolle. Nato-Soldaten stünden ihnen jedoch weiter unterstützend zur Seite. Nach einem Nato-Beschluss soll der Kampfeinsatz am Hindukusch 2014 beendet und die Sicherheitsverantwortung für das ganze Land bis dahin vollständig an die Afghanen übergeben werden. Die Mehrheit der derzeit rund 140 000 Nato-Truppen, darunter 5000 Soldaten der Bundeswehr, wird abgezogen. Ausländische Sicherheitskräfte sollen danach nur noch zur Ausbildung und Unterstützung der afghanischen Armee und Polizei im Land bleiben.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hatte zuvor bei einem Besuch in Masar-i-Scharif auch nach 2014 eine langfristige strategische Partnerschaft in Aussicht gestellt. Zudem betonte er die Notwendigkeit wirtschaftlicher Hilfe für das Land. „Es gibt keine Sicherheit ohne gute wirtschaftliche Entwicklung, und ohne gute wirtschaftliche Entwicklung gibt es keine Sicherheit.“

Masar-i-Scharif, drei weitere Städte sowie drei Provinzen waren im März von der afghanischen Regierung als diejenigen Gebiete benannt worden, in denen der schrittweise Übergang bereits in diesem Monat beginnt. Der Auftakt war vergangenen Woche in der zentralafghanischen Provinz Bamian gemacht worden. In Kürze soll diese erste Phase des Kommandowechsels mit der Übergabe der Hauptstadtprovinz Kabul abgeschlossen werden. Ein Termin steht allerdings noch nicht fest.

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