Amprion prüft Trassen-Varianten hinter verschlossenen Türen

12.4.2014, 07:00 Uhr
Amprion alternative Trassenkorridore für die geplante Gleichstrompassage Süd-Ost.

© Julian Stratenschulte/dpa Amprion alternative Trassenkorridore für die geplante Gleichstrompassage Süd-Ost.

Egal, ob Alois Karl Parteiveranstaltungen besucht, durch die Neumarkter Innenstadt bummelt oder im Büro sitzt: Fast überall erreichen den CSU-Bundestagsabgeordneten Klagen der Bürger über die geplante Gleichstrompassage Süd-Ost. „Das ist aktuell das Hauptthema“, sagt Karl.

Entziehen kann er sich der Trassendiskussion nicht, also mischt er mit, redet mit Bürgern, führt Gespräche mit Politikerkollegen und trifft sich mit Vertretern von Amprion. Dort brachte Karl seine Vorstellung von einem Trassenverlauf ein: „Mir ist unverständlich, warum man am Hienberg von der A9 weggeht und den Korridor stattdessen quer durchs Nürnberger Land und meinen Wahlkreis führt“, sagt er. Falls die Leitung unbedingt gebaut werden müsse, sollte sie lieber parallel zur Autobahn verlaufen und — falls sie einem Ort zu nah kommt — unter die Erde verlegt werden.

Bei Amprion traf der Karl’sche Vorschlag auf offene Ohren: Man nehme die Anregung auf und untersuche eine Alternative, die sich eng an der A9 orientiere, sagt Sprecher Andreas Preuß. Diese werde bei der Bundesnetzagentur als eine von mehreren Varianten eingebracht werden. Die Behörde wiederum entscheidet dann, welcher Korridor konkret geplant wird. Allerdings, sagt Preuß, sei Karls Vorschlag nicht der einzige, der geprüft werde — man greife auch andere Anregungen auf. Konkrete Details will man aber nicht nennen. Somit könnten bei der Bundesnetzagentur Trassen eingereicht werden, die der Öffentlichkeit so noch nicht bekannt waren.

Bei den Bürgerinitiativen kommt das nicht gut an, sie kritisieren eine fehlende Informationspolitik des Übertragungsnetzbetreibers. „Dieses Hintenrum von Amprion gefällt mir nicht“, sagt der Altdorfer Werner Merkel von der BI „Raumwiderstand“. Falls Amprion alternative Trassenverläufe ins Auge fasse, müsse das Unternehmen die betroffenen Bürger und Bürgermeister darüber in Kenntnis setzen — doch das sei bisher ausgeblieben. Zudem sei es der falsche Weg, den Trassenverlauf zu verschieben, „wir lehnen das Sankt-Florians-Prinzip ab“, betont Merkel. Er bezweifelt prinzipiell die Notwendigkeit der Gleichstromleitung.

Die nächste wichtige Etappe in der Diskussion um die Trasse steht in wenigen Tagen an: Nach Informationen unserer Zeitung präsentieren die Übertragungsnetzbetreiber am Mittwoch den neuen Netzentwicklungsplan sowie die sogenannte Sensitivitätsanalyse: Letztere bewertet, welche Auswirkungen eine vom Bund diskutierte Reduzierung der Offshore-Windkraft und eine Kappung von Stromspitzen aus Erneuerbare-Energien-Anlagen haben könnten. Diese Kürzungen waren von Politikern immer wieder als Argument genannt worden, warum die Gleichstrompassage nicht benötigt werde.

Wie unsere Zeitung erfuhr, stellen aber weder der neue Netzentwicklungsplan noch die Sensitivitätsanalysen die Leitung infrage. „Wir gehen nicht davon aus, dass wir unsere Pläne groß ändern müssen“, sagt auch Amprion-Sprecherin Joëlle Bouillon.

Erdverkabelung als Option?

Änderungsbedarf wird es allerdings geben, wenn die Novelle zum Erneuerbare-Energien-Gesetz verabschiedet wird: Demnach soll das Bundesbedarfsplangesetz so geändert werden, dass auch auf der Verbindung zwischen Bad Lauchstädt und Meitingen eine Erdverkableung teilweise möglich wird. Das macht ganz neue Trassenverläufe möglich.

Eine Erdverkabelung sei zwar zwei- bis dreimal so teuer wie eine Freileitung, die Mehrkosten sollen aber auf die Verbraucher umgelegt werden, heißt es in der Novelle. „In welchem Umfang sich dadurch die Netzentgelte erhöhen, lässt sich vorab nicht ermitteln.“

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