Anzweifeln der US-Wahl: Trump zerlegt den Glauben an die Demokratie

20.11.2020, 07:20 Uhr
Trump-Anhänger stehen bei einer Demonstration unter dem Motto "Make America Great Again" zur Unterstützung von US-Präsident Trump und schwenken Fahnen gegen Biden.

© Can Merey, dpa Trump-Anhänger stehen bei einer Demonstration unter dem Motto "Make America Great Again" zur Unterstützung von US-Präsident Trump und schwenken Fahnen gegen Biden.

Doch was Trump nun macht, ist, er zerlegt den Glauben an die amerikanische Demokratie. Mit der fast stündlichen Verbreitung von Verschwörungstheorien, Falschmeldungen, verdrehten Tatsachen auf Twitter und mit den unzähligen Klagen vor Dutzenden vor Gerichten bindet er seine Anhänger weiter an sich und läßt sie in dem Glauben, er habe die Wahl gewonnen, die Demokraten unter Joe Biden hätten eine landesweite Manipulation des Wahlvorgangs unternommen. Nicht nur in einzelnen Counties, die von Demokraten regiert werden, nein, Biden & Co hätten, so Trump, in den gesamten USA die Stimmabgabe und die Stimmenauszählung kontrolliert und in ihrem Sinne manipuliert. Beweise braucht Trump nicht zu liefern. Beweise für solche unglaublichen Anschuldigungen hat Trump auch in der Vergangenheit noch nie gebracht.

Seit Monaten schon hatte Trump seine Wählerinnen und Wähler auf diesen Tag vorbereitet. Wenn er verliere, dann nur, weil die Demokraten unsauber gespielt hätten. Er sei immerhin “you favorite president”. Nun ist das eingetroffen, was Trump wohl ahnte, die Mehrheit der Amerikaner stimmten gegen ihn. Doch genau deshalb hat er schon vorab Plan-B in Umlauf gebracht. Ein Trump verliert nicht, zumindest nicht mit rechten Dingen. Er glaubt an seine eigene Geschichte, seine engsten Mitarbeiter und Berater unterstützen ihn darin, Hundertausende seiner Anhänger stehen nach wie vor zu ihm, demonstrieren lautstark für etwas, was gar nicht passieren kann. Trump will, dass in jenen Bezirken die Wählerstimmen nicht beachtet werden, in denen er verloren hat. Gerade in Städten wie Detroit (Michigan), Atlanta (Georgia) Philadelphia (Pennsylvania), alle mit einem hohen Anteil an afro-amerikanischen Wählern. Mit dieser Strategie glaubt Trump noch immer, vier weitere Jahre im Amt bleiben zu können.

Das wird nicht passieren. Doch Trump hat mit seiner Lügenkampagne vom hinterhältigen Heldentod seinem Nachfolger eine riesige Bürde auferlegt. Trump lebt im Trump-Country, alles dreht sich um ihn. Eine persönliche Niederlage ist da nicht denkbar. Was dieses Land bräuchte ist ein aufeinander zugehen, dem anderen zuhören, gemeinsam an den Problemen und Herausforderungen zu arbeiten, die alle Amerikanerinnen und Amerikaner betrifft. Stattdessen erwartet Joe Biden und Kamala Harris eine Amtszeit, in der sie wohl politisch nicht viel umsetzen werden können, denn Trumps eiserner Griff auf die republikanische Partei hält weiter an.


Kommentar: Die Spaltung in den USA wird bleiben


Er ist der, der Zehntausende zu Massenveranstaltungen mobilisieren kann und wird. Die Republikaner brauchen ihn, um kommende Wahlen zu gewinnen. Trump weiß das und genau deshalb versucht er seinen Nachfolger noch vor Amtsantritt zu schwächen. Immerhin, so heißt es aus dem Weißen Haus, hätten die Demokraten seine Wahl 2016 auch nicht anerkannt, ihm vom ersten Tag an mit einem Amtsenthebungsverfahren gedroht. Trump rächt sich nun und seine Rechnung scheint aufzugehen. Millionen von Amerikanern zweifeln am Wahlausgang, sie werden Joe Biden und Kamala Harris keine Chance geben.

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