Experte: Möglicherweise gab es im Frühjahr 60.000 Infektionen pro Tag

25.10.2020, 12:26 Uhr

Als Beispiel nannte er die täglich registrierten Corona-Neuinfektionen: Die Zahlen vom Herbst würden in den Medien einfach den Zahlen vom Frühjahr gegenübergestellt - "damit vergleichen wir aber Äpfel mit Birnen", kritisierte der Diplom-Meteorologe und mehrfach prämierte Wissenschaftsjournalist.

Im April habe man maximal rund 6.000 Corona-Neuinfektionen pro Tag registriert; derzeit gebe es mehr als 14.000 - und damit offiziell neue Höchststände seit Beginn der Pandemie, erläuterte Schwanke. Die Weltgesundheitsorganisation WHO gehe aber inzwischen mangels Erfahrung mit dem neuartigen Coronavirus und mangelnder Testkapazitäten von einer hohen Dunkelziffer auch bei den Infektionszahlen vom Frühjahr in Deutschland aus.


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Es könne laut WHO durchaus 60.000 Neuinfektionen pro Tag gegeben haben, sagte Schwanke. Solche Zahlen ließen die aktuellen "Höchststände" wiederum in einem ganz anderen Licht erscheinen. Natürlich stelle die Corona-Pandemie die Journalisten vor ganz neue Herausforderungen, räumte Schwanke ein. Plötzlich müssten sich Redakteure ohne naturwissenschaftlichen Hintergrund mit medizinischen Zahlen und Fakten beschäftigen.

Daher sollten sie sich mehr mit Mathematikern, Statistikern und Medizinern zusammensetzen, um alle Zahlen richtig einzuordnen. Auch das Ziel der "journalistischen Neutralität" sieht er bei einigen Kollegen missverstanden. Beim Klimawandel zum Beispiel lägen die Fakten seit Jahrzehnten auf dem Tisch - da dürfe man keine Klimaleugner zu Wort kommen lassen im Glauben, damit die journalistische Neutralität zu wahren. "Das ist so, als wenn man 2+3=5 hinterfragt."

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