Atomkraftgegner auf der Zielgeraden

28.5.2011, 21:02 Uhr
Atomkraftgegner auf der Zielgeraden

© Michael Müller

Die Demonstration auf der Fürther Freiheit, zu der nach Zählung der Veranstalter 8000 Menschen gekommen sind – die Polizei glaubt nur an 5000 – wirkt wie ein entspanntes Familienfest. Man hat das gemeinsam Ziel, den endgültigen Ausstieg aus einer risikoreichen Energietechnologie, so deutlich vor Augen wie noch nie.

Seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima hat die Familie der Ausstiegsbefürworter ja völlig unerwarteten Zuwachs bekommen. Doch so richtig trauen mögen die alten Veteranen den neuen schwarz-gelben Atomkraftgegnern in Berlin und München, die jetzt gern mit grünen Krawatten vor die Fernsehkameras treten, noch nicht. Auch deshalb gehen sie wieder auf die Straße.

 

Und ihr Bündnis stützt sich auch ohne CSU und FDP auf eine breite Basis. SPD, Grüne, Freie Wähler, Linke, ÖDP sind unter den zwölf Rednern, die in Fürth jeweils nur fünf Minuten ans Mikrofon dürfen, vertreten. Dazu der Bund Naturschutz (BN), katholische und evangelische Kirche, IG Metall und lokale Initiativen. „Unumkehrbar“, sind sich alle einig, muss der Ausstieg diesmal sein. „ Können wir ihnen trauen?“, fragt der Grüne Bundestagsabgeordnete Uwe Kekeritz und meint die Berliner Regierenden. „Nein“, gibt er selbst die Antwort. „Sie lügen und tricksen wie in den letzten 35 Jahren.“ Hintertürchen für einen späteren Ausstieg aus dem Ausstieg würden offengehalten und Studien, die eine schnelle Ersetzbarkeit der Atomenergie bestätigen, unterdrückt.

Als scheinheilige „Wendehälse“ titulieren SPD-Landtagsabgeordneter Horst Arnold und sein FW-Kollege Peter Bauer die CSU-Atomkraftgegner Seehofer und Söder. Und der Fürther IG-Metall-Bevollmächtigte Thomas Händel warnt vor der durch die Atomkonzerne geschürten Angst, ein schneller Ausstieg könne die Stromversorgung gefährden und Arbeitsplätze gefährden.

Kein Kompromiss

Aber auch gegenseitig nimmt man sich in die Pflicht. An SPD und Grüne gewandt, warnt Richard Mergner vom BN vor einem Kompromiss beim Ausstiegstermin „irgendwann 2018 oder 2019“. Mit Stromsparen und zügigem Ausbau erneuerbarer Energiequellen „können wir bis zu den nächsten Bundestags- und Landtagswahlen den Ausstieg schaffen – und die sind 2013.“

Den stärksten Beifall der Demonstranten verdienen sich vier Schülerinnen des Helene-Lange-Gymnasiums, die gemeinsam vortragen, warum sie sich „gegen Atomkraft und für das Leben“ entschieden haben und die mitteilen, was sie in den Pfingsferien vorhaben: „Atomkraftwerke blockieren.“

Mit solchem Nachwuchs, das kapieren auf der Fürther Freiheit in diesem Moment alle, wird den AKW-Gegnern auf der Zielgerade die Luft nicht so schnell ausgehen.

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