Baerbock oder Habeck? Grüne klären K-Frage noch im April

7.4.2021, 16:10 Uhr
Rund fünf Monate vor der Wahl fällt die Entscheidung zwischen Annalena Baerbock und Robert Habeck. Der Bundesvorstand der Grünen wird sich am 19. April festlegen.

© IMAGO / Metodi Popow Rund fünf Monate vor der Wahl fällt die Entscheidung zwischen Annalena Baerbock und Robert Habeck. Der Bundesvorstand der Grünen wird sich am 19. April festlegen.

Monatelang haben Annalena Baerbock (40) und Robert Habeck (51) so gut wie jede Auskunft zur Kanzlerkandidatur der Grünen verweigert. Das taten die beiden nicht unhöflich, sondern höchst charmant. Sie betonten bei Interviews stets, wie viel Verständnis sie für die entsprechenden Fragen von Journalisten hätten. Aber sagen wollten sie trotzdem nichts.

Immerhin räumten beide ein, sich das höchste Regierungsamt der Republik zuzutrauen. In einen offiziellen parteiinternen Wettbewerb, in ein direktes Werben um die Mitglieder wollten sie nicht einsteigen. Diese Zeit des Stillhaltens wird jedoch bald vorbei sein: Bis zum 19. April werden sich die beiden untereinander geeinigt haben und auch der Bundesvorstand wird sich an diesem Tag öffentlich festlegen. So verkündete es Geschäftsführer Michael Kellner den Parteigremien.

Die Entscheidung dürfte für weltweites Interesse sorgen, denn im Gegensatz zu vergangenen Bundestagswahlen haben die Grünen dieses Mal die Chance, eine Regierungskoalition anzuführen und damit die Kanzlerin zu stellen. Oder den Kanzler. Zum Beispiel dann, wenn es zu einer "Ampel" aus Grünen, Sozialdemokraten und Liberalen käme. Da würde es der Union eventuell auch nichts helfen, wenn sie am Wahlabend weit vor allen anderen Parteien läge.

Wenn nicht Kanzler, dann wenigstens Vize?

Aber auch eine zweite Variante ist für die Grünen nicht uninteressant. Wenn sie ein Bündnis mit CDU und CSU einginge, könnte sie mit über 20 Prozent ein äußerst einflussreicher kleiner Partner sein und Anspruch auf das Amt des Vizekanzlers erheben.

Derzeit liegt die Partei in den Umfragen zwischen 21 und 23 Prozent. Sie belegt damit Platz zwei hinter der Union (26 bis 28,5) und vor der SPD (15 bis 18). Spannend wird sein, ob die Grünen ihre guten Werte auch tatsächlich bis zum Wahltag halten können. In der Vergangenheit war das nicht immer der Fall gewesen.

Und wer wird nun an der Spitze stehen? Immerhin zeichnet sich eines ab: Wenn Annalena Baerbock klar ihren Anspruch auf die Kanzlerkandidatur anmelden würde, dann zöge ihr Kollege zurück. Schon vor Wochen hatte Robert Habeck etwas umständlich, aber letztlich eindeutig erklärt, dass gemäß der Tradition der Partei eine Bewerberin den Vorzug erhalten müsse.

Erst 40 Jahre alt und keine Regierungserfahrung

Für die Grünen hätte eine Spitzenfrau Baerbock den Vorteil, dass sie sich klar von den Konkurrenten Olaf Scholz (SPD) und Laschet/Söder (CDU/CSU) unterscheiden würde. Das Ungewöhnliche an dieser Lösung: Noch nie ist jemand, der gerade mal den 40. Geburtstag hinter sich hat, ins Kanzleramt eingezogen. Und noch nie wurde jemand Regierungschef, der zuvor nicht wenigstens Bundesminister, Ministerpräsident oder Inhaber eines anderen hohen Amtes war. Annalena Baerbock kann als höchste formale Qualifikation das Mandat einer Bundestagsabgeordneten vorweisen.

Letzteres Argument spräche klar für Robert Habeck. Der war immerhin schon Fraktionschef im Landtag von Schleswig-Holstein sowie fünf Jahre lang Minister und stellvertretender Ministerpräsident. Er kann also Regierungserfahrung vorweisen. Als ein Problem gilt es jedoch, dass er sich in Sachthemen nicht immer als sattelfest erwiesen hat. Baerbock hingegen gilt als sachorientierter und effizienter.


Die Grünen und die K-Frage: Sanfter Weg zur Kanzlerkandidatur


Neueste Umfragen deuten darauf hin, dass es für die Wählerinnen und Wähler gar keinen so großen Unterschied machen würde, wer von beiden an die Spitze vorrückt. Das Trendbarometer von RTL und ntv fragte nach der sogenannten Kanzlerpräferenz der Deutschen. Träte Annalena Baerbock gegen Markus Söder an, so erhielte der CSU-Chef 39 Prozent und die Grünen-Vorsitzende 20 Prozent. Ein Spitzenkandidat Habeck läge bei 19 Prozent, während Söder 38 Prozent erreichen würde.

Beide Grüne ziehen klar an Armin Laschet vorbei

Gegen den CDU-Vorsitzenden und NRW-Ministerpräsidenten könnten beide Grüne deutlich bessere Ergebnisse erzielen, ja sogar die Führung übernehmen. Annalena Baerbock würde 23 Prozent schaffen (Laschet: 16 Prozent) und Robert Habeck käme auf 22 Prozent (Laschet: 17). Aber auch hier ist kaum eine Differenz zwischen den beiden möglichen Grünen-Spitzen festzustellen. Die Zahlen dürften innerhalb der Union für einige Unruhe sorgen, zumal sie einen schon länger währenden Trend bestätigen. Armin Laschet schafft es im Gegensatz zu Markus Söder bis zum heutigen Tage offensichtlich nicht, sich vom restlichen Bewerberfeld abzusetzen.

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