Bayern und Bahn investieren Millionenbetrag ins regionale Schienennetz

13.7.2020, 17:00 Uhr
Das teils in die Jahre gekommene Schienennetz soll nun mit der kräftigen Finanzspritze erneuert werden.

© Karl-Josef Hildenbrand, dpa Das teils in die Jahre gekommene Schienennetz soll nun mit der kräftigen Finanzspritze erneuert werden.

So soll in Langlau nahe dem Brombachsee ein Kreuzungsbahnhof entstehen, damit die Bahnstrecke zwischen Gunzenhausen und Wassertrüdingen wieder in Betrieb gehen kann. Die Gräfenbergbahn soll zwischen Nürnberg und Gräfenberg wieder auf Vordermann gebracht werden, ebenso die Aischgrundbahn wischen Neustadt a.d. Aisch und Steinach. Wann die einzelnen Bauabschnitte beginnen und welche Summen fließen werden, ist allerdings noch offen. An den Zeit- und Kostenplänen werde noch gearbeitet, heißt es im bayerischen Verkehrsministerium.

Nicht alles ist neu

Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) spricht von einem "atmenden System". Es sei "klug", dass die Liste "nicht in Beton gegossen und unumstößlich ist". So kann das Land noch gar nicht alle Projekte benennen, die angedacht sind. An manchen Stellen seien die Baugenehmigungen noch nicht erteilt, an anderen die Wirtschaftlichkeitsberechnungen noch nicht abgeschlossen. Das Land müsse flexibel reagieren können, sagt die CSU-Politikerin. Allerdings sind etliche der aufgelisteten Projekte quer durch den Freistaat bereits im Bau. Zudem soll ein Teil der Mittel in den barrierefreien Ausbau von Bahnhöfen fließen, ein Projekt, das die Regierung bereits vor Jahren begonnen hat.

Der Fördertopf kann allerdings nicht jene Mittel ausgleichen, die in den Ballungsraum München fließen. "Wir geben richtig viel Geld nach München"; sagt die Ministerin. Die Region sei permanent am Rande eines Verkehrskollapses. "Bayern ist aber größer als München." Deshalb sei es wichtig, dass das Land nun die zusätzlichen Mittel nutzen könne. "Es hat schon ganz Bayern verdient, dass wir die Not auch da lindern, wo weniger Menschen leben."

Milliardenschweres Investitionsprogramm

Bund und Bahn hatten sich vor wenigen Monaten auf ein milliardenschweres Investitionsprogramm verständigt. Bis 2029 sollen 86 Milliarden Euro ins Bahnnetz fließen. Allein 1,7 Milliarden investiert die Gesellschaft noch dieses Jahr in Bayern und tauscht 340 Kilometer Gleise sowie 270 Weichen aus. Zudem saniert die Bahn 30 baufällige Brücken.

Die Mittel sind Teil der so genannten Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LUFV), die Bund und Bahn nun zum dritten Mal getroffen haben. Wofür sie fließen sollen, ist festgelegt. Anders bei den so genannten 87er Mitteln, zu denen die knappe halbe Milliarde zählt. Hier kann das Land mitbestimmen, wofür das Geld eingesetzt werden soll.

Hintergrund: In den früheren Jahren hatte die Bahn vor allem in ihre Hauptstrecken investiert, Nebenstrecken aber außer acht gelassen. Die Länder drängten deshalb auf einen eigenen Posten samt Mitspracherecht und setzten dann die 87er Mittel durch. Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer nennt vor allem regionale Strecken als Schwerpunkt. "Wir müssen erreichen, dass die Menschen in Bayern auch ohne Auto jeden Punkt erreichen können." Sie wolle deshalb "den öffentlichen Personalverkehr zu einem echten Angebot machen und zu einer leistungsfähigen Infrastruktur ausbauen".

Ronald Pofalla, im Bahnvorstand zuständig für die Infrastruktur, spricht von einem Umdenken im Konzern. "Wir haben gelernt, dass Kleinstmaßnahmen extremst wichtig sind", sagt der Bahnvorstand. Jede Störung wirke sich im gesamten System aus; jede neue Weiche, jeder Kilometer an Ausweichstrecke trage "zur Stabilität des Gesamtnetzes bei".

Der frühere CDU-Spitzenpolitiker nennt die Bahn einen der größten Arbeitgeber im Freistaat mit aktuell rund 31.000 Mitarbeitern. Zudem lege die Bahn mit ihrem Investitionspaket "ein kleines Konjunkturpaket in schwersten Zeiten auf". Allein in diesem Jahr investiert sie 12,2 Milliarden Euro in ihr Netz. Das helfe auch der Wirtschaft. So habe die Bahn während des coronabedingten Lockdown den Betrieb auf ihren 13.000 Baustellen aufrecht erhalten. Nur auf zwölf Kleinstbaustellen sei es zu Problemen gekommen.

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