Bedford-Strohm will nicht mehr für EKD-Vorsitz kandidieren

29.10.2020, 09:41 Uhr
Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm kandidiert nicht mehr für den EKD-Ratsvorsitz.

© Hanno Gutmann, epd Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm kandidiert nicht mehr für den EKD-Ratsvorsitz.

Er gilt als liberaler, weltoffener Bischof und war jahrelang die wichtigste Stimme der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Jetzt tritt Heinrich Bedford-Strohm von der Kirchenspitze ab: Im Herbst 2021 kandidiert der 60-Jährige nicht mehr für eine weitere Amtszeit als EKD-Ratsvorsitzender, wie er dem Bayerischen Rundfunk (BR) am Donnerstag sagte.

Für die EKD ist das ein Einschnitt. Denn seit 2014 ist Bedford-Strohm ihr Gesicht. Damals wurde er zum Ratsvorsitzenden gewählt, drei Jahre vorher schon zum bayerischen Landesbischof. Seine Amtszeit an der EKD-Spitze läuft im kommenden Jahr aus, die als Landesbischof dann zwei Jahre später im Jahr 2023. Mit seinem Rückzug von der Ratsspitze will er auch vermeiden, Ratsvorsitzender ohne Amt als Landesbischof zu sein.

Mit Verve in politischen Debatten

Bedford-Strohm kam in einer Pfarrersfamilie zur Welt, studierte Theologie in Erlangen, Heidelberg und Berkeley (USA). Er ist mit der Psychotherapeutin Deborah Bedford-Strohm aus Boston verheiratet. Das Paar hat drei Söhne. Bis 2004 arbeitete Bedford-Strohm als Pfarrer in Coburg. In seiner Habilitationsschrift untersuchte er den "sozialen Zusammenhalt in der modernen Gesellschaft".

Mit Verve mischt sich der 60-Jährige, dessen SPD-Mitgliedschaft ruht, in politische Debatten ein. Weil er sich immer wieder mit Nachdruck für die Rettung von Migranten aus dem Mittelmeer einsetzt, bekommt er Morddrohungen - ohne sich davon einschüchtern zu lassen. "Jeder Mensch ist endlich und die Wahrscheinlichkeit, dass ich an einem Herzinfarkt sterbe, ist bei meiner Art zu leben größer", sagte er unlängst.

Auch im aktuellen Interview betonte er, dass die Kritik kein Grund für seinen Rückzug sei. "Ich weiß ganz genau, wenn ich ein solches öffentliches Amt übernehme, dann bin ich auch der Kritik ausgesetzt. Und in diesen Zeiten heißt das auch, dass sie manchmal heftig ist oder manchmal auch unter der Gürtellinie ist", sagte er. "Da habe ich schon meine inneren Ressourcen, um damit umzugehen."

Erst vor rund einer Woche widersprach Bedford-Strohm einem Nürnberger Pfarrer heftig, der in einem Beitrag für ein Kirchenblatt geschrieben hatte, Christen könnten Migranten ertrinken lassen. "Sein Argument fußt auf der Behauptung, die Seenotretter seien der Grund dafür, dass Menschen die Überfahrt über das Mittelmeer riskierten. Diese Behauptung ist widerlegt", betonte Bedford-Strohm dazu. Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen, sei unverantwortlich.


"Migranten ertrinken lassen": Nürnberger Pfarrer unterliegt giftigen Irrtümern


Als die Bundesregierung noch diskutierte, wie viele Menschen aus dem abgebrannten griechischen Flüchtlingslager Moria Deutschland aufnehmen könne, sagte er, es sei eine Schande, dass die Aufnahme von 400 Menschen schon eine humanitäre Großtat sein solle. "Das kann doch nicht wahr sein! Europa kann doch viel mehr!"

"Es gibt keine Zukunft der Kirche außer der ökumenischen"

Bedford-Strohm steht für einen liberalen, sehr kommunikativen Kurs und war einer der ersten Kirchenleute, die besonders auf soziale Medien setzten. Sein großes Anliegen ist die Ökumene. "Es gibt keine Zukunft der Kirche außer der ökumenischen", so sein Credo. "Es ist ein Skandal, dass die Kirche Jesu Christi getrennt ist." Ihm blute das Herz bei dem Gedanken daran, "dass wir nicht gemeinsam Abendmahl feiern können".

Mit dem katholischen Münchner Kardinal Reinhard Marx, der bis zum Frühjahr dieses Jahres noch an der Spitze der Deutschen Bischofs-Konferenz (DBK) stand, verband ihn nicht nur die räumliche Nähe, sondern auch eine Freundschaft und der gemeinsame Wunsch, die Ökumene voranzutreiben. Dies wolle er nun auch mit Marx' Nachfolger an der DBK-Spitze, Georg Bätzing, fortführen, sagte er kurz nach dessen Wahl.

Mit Marx und Bedford-Strohm haben nun im gleichen Jahr die beiden Männer ihren Abschied von der Spitze ihrer jeweiligen Kirchen angekündigt, die sie über viele Jahre entscheidend prägten. Beide zusammen erhielten in diesem Jahr den Augsburger Friedenspreis. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) würdigte sie als "zwei Persönlichkeiten, die nicht den Blick auf die Unterschiedlichkeiten lenken, sondern das Gemeinsame betonen".

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