Bei Inzidenz unter 35: Lindner fordert sofort regionale Öffnungen

20.2.2021, 17:58 Uhr
Christian Lindner plädiert für schnelle Öffnungen von Restaurants und Geschäften, sobald die Inzidenz unter 35 fällt.    

© Jürgen Heinrich via www.imago-images.de Christian Lindner plädiert für schnelle Öffnungen von Restaurants und Geschäften, sobald die Inzidenz unter 35 fällt.   

"Kreise und kreisfreie Städte, die die 35-Inzidenz unterschreiten, müssen damit ab sofort beginnen können", so Lindner zu den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Etwa Restaurants, Fitnessstudios und Geschäfte sollten dort wieder aufsperren dürfen. Risikofreie Öffnungen könne es nicht geben, das sei aber kein Grund, dauerhaft in einem bundesweiten Lockdown zu bleiben. Gleichzeitig forderte er die schnelle Zulassung von Selbsttests.


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Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat dagegen angesichts der Gefahren durch die Virusmutationen vor einer vorschnellen Lockerung der Corona-Auflagen in Deutschland gewarnt. "Bund und Länder müssen gemeinsam ein vernünftiges Öffnungskonzept entwickeln", sagte Heil dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag). "Das muss so sicher sein, dass wir nicht nach ein paar Wochen wieder alles schließen müssen, was wir gerade erst geöffnet haben."

Heil räumte ein, dass es alles andere als leicht sei, einen verlässlichen Stufenplan für Öffnungen aufzustellen. "Ich kann nur davor warnen, dass es, ähnlich wie in Österreich, zu einer On-Off-Strategie kommt. Das würde vielen, die wirtschaftlich tätig sind, endgültig den Boden unter den Füßen wegziehen." Ein Blick über die tschechische Grenze und auch in Teile Österreichs zeige: "Wir können keine Entwarnung geben."

Der SPD-Politiker mahnte, bei einer Öffnungsstrategie gelte es, vorsichtig Schritt für Schritt voranzugehen. "Alle Maßnahmen müssen mit einer guten Teststrategie einhergehen und wir müssen den Impffortschritt im Auge behalten", sagte er. "Nur weil wir alle vom Lockdown genervt sind, können wir ihn nicht Knall auf Fall beenden."

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, forderte dagegen schnelle regionale Öffnungsschritte nicht nur im Einzelhandel, sondern auch in der Gastronomie und im Tourismus. "Dass man eine Region mit hohen Inzidenzwerten anders behandeln muss als die mit niedrigen Werten, liegt auf der Hand. Deswegen kann man nicht einfach pauschal sagen, dass es überall keine Restaurantöffnungen oder keinen Osterurlaub geben darf", sagte Gassen der Düsseldorfer Rheinischen Post (Samstag).

Wirtschaft wünscht Orientierung und fordert Stufenplan

Auch die Wirtschaft dringt seit längerem auf ein Ende der strengen Einschränkungen. "Wir müssen den pauschalen Lockdown durch gezielte, wirksame Einzelmaßnahmen ersetzen", sagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels, der Rheinischen Post.

Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm, sagte dem Blatt: "Ich würde mir wünschen, dass die Politik evidenzbasierte Kriterien festlegt, die allen Orientierung geben. Etwa so: Wenn die Inzidenz in einer Region unter einen bestimmten Wert fällt, dürfen Geschäfte wieder öffnen."

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag forderte nach Informationen der Rheinischen Post in einem Schreiben an Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) einen Stufenplan zur Öffnung des wirtschaftlichen Lebens "nach bundesweit einheitlichen Kriterien mit nachvollziehbaren Regeln für die Unternehmen".

Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wollseifer, plädierte in der Neuen Osnabrücker Zeitung für eine "bundesweite Corona-Ampel, an der man genau ablesen kann, unter welchen Voraussetzungen und Hygienebedingungen welche Betriebe wieder öffnen können".

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