Belarus rüstet sich für große Sonntagsdemonstration

20.9.2020, 11:21 Uhr
Nach den traditionellen Frauenprotesten am Samstag rüstet sich Belarus für erneute Demonstrationen am Sonntag.

© Natalia Fedosenko via www.imago-images.de, imago images/ITAR-TASS Nach den traditionellen Frauenprotesten am Samstag rüstet sich Belarus für erneute Demonstrationen am Sonntag.

Das Innenministerium von Belarus (Weißrussland) warnt die Menschen in den Städten des Landes, den Aufrufen zu Protesten gegen Staatschef Alexander Lukaschenko zu folgen. Die Behörden drohen mit Gewalt, sollten sich die Menschen an nicht genehmigten Demonstrationen beteiligen.

Bei dem traditionellen Frauenprotest am Samstag waren nach Angaben des Innenministeriums mehr als 400 Demonstrantinnen vorläufig festgenommen worden. 385 von ihnen waren demnach am Sonntag wieder auf freiem Fuß, wie das Ministerium mitteilte.

Demonstranten organisieren sich über Telegram

Bereits am Morgen sperrten Sicherheitskräfte den Unabhängigkeitsplatz in Minsk mit Metallgittern ab, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur vor Ort berichtete. Geplant war wie an den vorangegangenen Sonntagen ein Protestmarsch (Start 13.00 Uhr MESZ) durch das Zentrum von Minsk. Am vergangenen Sonntag wurden laut Innenministerium 774 Menschen festgenommen. Beobachter sprachen von 150.000 Teilnehmern. Auch in anderen Städten waren erneut Demonstrationen geplant.

Organisiert werden die Proteste über Aufrufe im Nachrichtenkanal Telegram. Dort veröffentlichte das Portal Nexta Live (gesprochen Nechta), das rund zwei Millionen Abonnenten hat, eine Liste mit Namen und Geburtsdaten von etwa 1000 Angehörigen der Sicherheitsorgane, die gewaltsam gegen friedliche Demonstranten vorgehen. Eine Hackergruppe mit dem Namen Cyber-Partisanen hatte die Liste demnach erstellt. Nexta Live erklärte, dass die Einsatzkräfte zuvor gewarnt worden seien, "verbrecherische Befehle" der Staatsführung auszuführen, weil ansonsten ihre Namen veröffentlicht würden.

Sicherheitskräfte tragen Sturmhauben

Die Sicherheitskräfte sind auf den Straßen mit Sturmhauben und Uniformen ohne Erkennungszeichen im Einsatz. Menschenrechtler kritisieren dies als Verstoß gegen belarussische und internationale Regeln. Die Sicherheitskräfte sollen sich so vor strafrechtlicher Verfolgung sicher fühlen. Die belarussische Opposition kündigte an, dass jene gefunden würden, die für die Todesfälle, Hunderten Verletzten und Tausenden Festnahmen verantwortlich seien. Das Innenministerium in Minsk teilte mit, die Verantwortlichen für das Datenleck würden gefunden und bestraft.

Seit der Präsidentenwahl am 9. August kommt es in Belarus täglich zu Protesten. Lukaschenko hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen nach 26 Jahren im Amt zum Wahlsieger erklären lassen. Die Opposition hält dagegen Tichanowskaja für die wahre Siegerin.

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