Berliner AfD-Fraktion: Revolte gegen Pazderski

8.7.2020, 14:20 Uhr
"Klima der Destruktivität": Fraktionschef Georg Pazderski hat in der Berliner AfD einen immer schwereren Stand.

© Julian Stratenschulte, dpa "Klima der Destruktivität": Fraktionschef Georg Pazderski hat in der Berliner AfD einen immer schwereren Stand.

"In der Fraktion herrscht mittlerweile ein Klima des Misstrauens und der Destruktivität, welche jede sachliche Arbeit behindert und unsere Zusammenarbeit nachhaltig beschädigt", heißt es in einem Schreiben der Politiker an ihre Fraktionskollegen.


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"Fraktionsbeschlüsse werden von der Mehrheit des Vorstandes immer wieder hintertrieben, ausgesessen oder schlicht ignoriert." Anstatt unterschiedliche Interessenlagen zusammenzuführen und Konflikte zu befrieden, verschärfe die Mehrheit des Fraktionsvorstandes solche Auseinandersetzungen unter Abgeordneten und Mitarbeitern.

Umstrittener Führungsstil

Erster Adressat des Schreibens, über das der Tagesspiegel berichtete, ist Pazderski. Der Führungsstil des früheren Berufsoffiziers ist in der Fraktion schon länger umstritten. Die Vorwürfe wies er nach Angaben der Zeitung als "absoluten Irrsinn" zurück. "Ich weiß, dass sich die Fraktion nicht spalten wird", zitierte ihn das Blatt.

Die Spitze der Berliner AfD-Fraktion reagierte mit scharfen Worten auf die Kritik. "Hier wird bewusst ein Fake-Szenario durch Mainstream-Medien verbreitet, um Unruhe zu stiften", heißt es einer am Mittwoch verbreiteten Erklärung. "Es gibt keine Spaltungsgefahr und es hat auch nie eine bestanden." Die laufende Debatte um die Ausrichtung der AfD insgesamt habe auch unter den Abgeordneten gelegentlich für kontroverse Diskussionen gesorgt. "Hier gibt es unterschiedliche Politikansätze zwischen Anhängern des ehemaligen Flügels und den Bürgerlich-Konservativen."


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2016 war die AfD als fünftstärkste Partei mit 14,2 Prozent erstmals in das Berliner Abgeordnetenhaus eingezogen. Zu Wochenbeginn kündigte Pazderski an, dass er 2021 wie schon 2016 AfD-Spitzenkandidat für die Abgeordnetenhauswahl werden will. Pazderski ist ein erklärter Gegner des inzwischen offiziell aufgelösten rechtsnationalen AfD-"Flügels" um Björn Höcke und Andreas Kalbitz. Er verortet die Partei im konservativ-bürgerlichen Spektrum und strebt mittelfristig eine Regierungsbeteiligung an.

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