Bundesagentur: Clever wurde Opfer des eigenen Machtspiels

17.7.2019, 07:27 Uhr
Bundesagentur: Clever wurde Opfer des eigenen Machtspiels

© Daniel Karmann/dpa

Der Machtkampf in der Bundesagentur für Arbeit ist auch die Geschichte eines Fehlers. Begangen von einem Mann, dem sonst selten Fehler unterlaufen. Peter Clever heißt dieser Mann, und dass er den meisten Bürgern gar nicht bekannt sein dürfte, spricht für die Art und Weise, wie er seine Macht ausübt: im Stillen, hinter den Kulissen.

Und das in seinem Sinne durchaus erfolgreich, wie es noch am Freitag schien: Entgegen aller Widerstände bei Mitarbeitern, allen Enthüllungen über seine Rolle zum Trotz, gelang es Clever, im Verwaltungsrat der Bundesagentur eine Zwei-Drittel-Mehrheit zu schmieden, um Valerie Holsboer von ihrem Vorstandsposten zu entfernen.

Clever hat sich diesen, seinen letzten Sieg, das wird im Lichte der jüngsten Ereignisse offensichtlich, teuer erkauft. Mit seinem eigenen Rücktritt, den – so mutmaßen sie auf den Fluren der Nürnberger Bundesagentur-Zentrale – die Gewerkschaften im Verwaltungsrat forderten. Als Preis dafür, dass sie Arbeitgebervertreter Clever bei der Abstimmung über Holsboer nicht die Loyalität verweigerten.

Man machte gemeinsame Sache

Diese Loyalität war lange eingeübte Praxis im Verwaltungsrat, diesem Gremium, über das sich die drei gleich stark vertretenen Gruppen Arbeitgeber, Gewerkschaften und Staat ihren Einfluss in der Bundesagentur sichern. So reklamiert jede dieser Gruppen einen der drei Vorstandsposten der Behörde für sich; wen sie dafür auswählte, blieb ihr selbst überlassen.

Selbstverwaltung nennt sich dieses Modell. Im Fall Holsboer stieß es an seine Grenzen. Die Gründe für den historischen Schritt einer vorzeitigen Ablösung eines Vorstands erschienen derart dünn, dass sich die Gewerkschaften nicht mehr hinausreden konnten mit dem Hinweis, man habe eben schon immer gemeinsame Sache mit den Arbeitgebern gemacht.

Peter Clever

Peter Clever © Bundesagentur für Arbeit

Der Fehler, den Clever beging und der ihn nun das Amt kostet: Er unterschätzte, welches Erdbeben sein Plan auslösen würde, Valerie Holsboer abzusägen. In seiner Welt war die 42-Jährige nur eine Behördenleiterin, die einfach so ausgetauscht werden kann. Doch in der Welt des Jahres 2019, die den Mangel an Frauen in Vorstandsetagen nicht mehr schulterzuckend hinnimmt, war Holsboer längst mehr als das: nämlich ein Symbol dafür, dass es auch junge Frauen nach oben schaffen, und dass sie von dort oben auch etwas verändern können.

Valerie Holsboer steht für ein neues Verständnis von Arbeit: selbstbestimmt, kooperativ, sinnstiftend. Wer sich die Schilderungen anhört, wie Peter Clever in Sitzungen aufgetreten ist, versteht, dass ihm dieser Ansatz bis zuletzt fremd geblieben sein muss. Nun ist Clever das Opfer seines eigenen Machtspiels geworden. Bemitleiden muss ihn niemand.

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