Bundesagentur-Mitarbeiter wollen Valerie Holsboer retten

26.6.2019, 18:43 Uhr
Kämpft um ihr Amt: Valerie Holsboer.

© Michael Matejka Kämpft um ihr Amt: Valerie Holsboer.

Es wäre der nächste höchst ungewöhnliche Vorgang in einen an ungewöhnlichen Vorgängen reichen Machtkampf in der Bundesagentur für Arbeit: Was, wenn der Verwaltungsrat der Behörde Vorstandsmitglied Valerie Holsboer zwar vorzeitig entlässt, die Bundesregierung die notwendige Zustimmung zu dieser Entscheidung aber nicht erteilt?

Auf diese – wenn auch unwahrscheinliche – Wendung hoffen Werner Motzet und seine Mitstreiter. Der Bundesagentur-Mitarbeiter, der im IT-Systemhaus der Behörde beschäftigt ist, positioniert sich öffentlich für den Verbleib Holsboers im Vorstand – und hat nach eigenen Angaben die Unterstützung Hunderter Kollegen. In einer ganzen Reihe von Artikeln auf dem Geschäftskontakte-Portal Linkedin schreibt er, warum er die Ablösung Holsboers nach nur zwei Jahren im Amt für einen folgenschweren Fehler hielte.

Petition an den Bundestag

Die 42-Jährige, so Motzet, treibe seit ihrem Antritt den von den Mitarbeitern so herbeigesehnten Kulturwandel in der Behörde nicht nur "in jeder Hinsicht" voran, sondern "lebt selber vor, was die Strategie fordert: Orientierung am Kunden, lebenslanges Lernen und die Auflösung der Silos". Vertrauen und Hoffnung seien in der Belegschaft gewachsen. "Wenn Frau Holsboer gehen muss, werden dieses Vertrauen und die Hoffnungen nicht nur zerstört, es wird danach sehr schwer werden, dieses wieder aufzubauen."

Ungeachtet der Proteste der Mitarbeiter scheint die Entscheidung des Verwaltungsrats aber festzustehen: Holsboer soll gehen. Am 12. Juli kommt der Rat, der in gleichen Teilen mit Vertretern der Gewerkschaften, der Arbeitgeber und des Staates besetzt ist, zusammen. Betrieben wird der Sturz Holsboers vom Arbeitgeberverband, obwohl die Münchnerin vor zwei Jahren noch dessen Wunschkandidatin für den Vorstandsposten war.

Nur vorgeschoben?

Von Arbeitgeberseite heißt es, sie habe den strukturellem Umbau der Behörde – weg von den Erfordernissen der Massenarbeitslosigkeit, hin zur Betreuung eines kleinen Kerns von Menschen, die bereits länger arbeitslos sind und intensive Betreuung benötigen – nicht entschieden genug vorangetrieben. Eine Begründung, die nicht nur viele Mitarbeiter für vorgeschoben halten.

Motzet will nun mit Petitionen Druck auf die Bundesregierung machen, ein Aus für Holsboer nicht zu akzeptieren. Eine Eingabe an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags hat er bereits eingereicht. Bis über deren Zulässigkeit entschieden ist und Bürger die Petition unterzeichnen können, dürften allerdings noch gut zwei Wochen vergehen. Schon jetzt unterschreiben lässt sich dagegen eine Online-Petition auf www.openpetition.de. Eine darauf basierende Unterschriftenliste wollen Motzet und seine Kollegen vor der Verwaltungsratssitzung an die Bundesregierung übergeben.

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