Die Grundschule - ein Fest

16.9.2019, 08:00 Uhr
Die Grundschule - ein Fest

© Foto: Andreas Arnold, dpa

"Auf einer für alle gemeinsamen Grundschule baut sich das mittlere und höhere Schulwesen auf", so stand es in der Weimarer Verfassung, die 1919 in Kraft trat.

Die Anfänge: Bevor es die Grundschule gab, war die Lage so: Privilegierte Kinder hatten Hauslehrer oder wurden in speziellen Vorbereitungsschulen intensiv für das spätere Gymnasium geschult. Kinder aus armen Familien drängten sich dagegen in übervollen Volksschulklassen und schafften später nur selten den Sprung auf das Gymnasium. In der Weimarer Republik "sollte die Grundschule als gemeinsame Schule für alle das ständische Schulsystem beenden", schreibt der Deutsche Grundschulverband. "Die Demokratisierung der Gesellschaft sollte erreicht werden, indem schon in der Schule alle die gleiche Chance bekommen und dieselben Erfahrungen machen", sagt Bildungsforscher Hans Brügelmann.

KGrundschule in Zahlen heute:
2,8 Millionen Mädchen und Jungen besuchen eine Grundschule – die Jungs sind zahlenmäßig leicht im Vorteil (plus 48 000). Der Anteil der ausländischen Schüler liegt bei zwölf Prozent. Laut Statistischem Bundesamt gibt es 15 500 Grundschulen im Land. Männliche Lehrer sind immer noch selten: Von den 200 000 Grundschullehrkräften sind 90 Prozent Frauen.

KWas sich inhaltlich seit 1919 verändert hat: Im Idealfall sieht es heute an einer Grundschule so aus, sagt Bildungsforscher Brügelmann: "Die Kinder sitzen nicht mehr in Reih und Glied in den Bänken, sondern arbeiten an unterschiedlichen Aufgaben." Die zentrale pädagogische Veränderung seit Beginn der Grundschule sei gewesen, dass verstärkt Rücksicht genommen werde auf die Unterschiede, die Kinder schon am Schulanfang mitbrächten: Bei der Sprachentwicklung, bei der Erfahrung mit Mathematik und Schriftsprache. "Sie müssen deshalb unterschiedliche nächste Schritte tun, obwohl sie in derselben Klasse sitzen."

KDas läuft gut: Laut einer Umfrage zeigt ist Die große Mehrheit der Eltern mit der Grundschule ihrer Kinder zufrieden und würde diese weiterempfehlen. Stephan Wassmuth, der Vorsitzende des Bundeselternrats, sagte, vieles sei nicht nur durch PISA in Bewegung gekommen. "Teilweise ist das kompetenzorientierte Lernen auf einem guten Weg, und die Eltern erhalten heute mehr konkrete Rückmeldungen zu ihrem eigenen Kind, was sich auf die Vertrauensbildung gut auswirkt." Auf der Leistungsebene stehe die deutsche Grundschule international gut da, sagt Bildungsforscher Brügelmann: "Nicht spitze, aber überdurchschnittlich."

KDas größte Problem: Der Lehrermangel: Bis 2025 werden nach Prognosen der Bertelsmann-Stiftung mindestens 26 300 Lehrkräfte an Grundschulen fehlen. Der Elternratsvorsitzende kritisiert die Politik: "Wieso die Kultusministerien, trotz der gemeinsamen Strategie zur Lehrerausbildung, diese Baustelle nicht in den Griff bekommen, ist für uns Eltern nicht erklärbar", sagt Wassmuth.

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