Einkaufs-Navi gegen Stress im Supermarkt

25.10.2011, 06:57 Uhr
Einkaufs-Navi gegen Stress im Supermarkt

© Roland Fengler

Butter und Milch im Supermarkt zu finden ist keine Kunst — doch bis Couscous, Walnüsse und Hefe in dem Einkaufswagen gelandet sind, kurven Kunden ein ums andere Mal verzweifelt durch die Gänge. Pure Zeitverschwendung, befanden acht Gymnasiasten aus Crailsheim.

Ihre Lösung des Problems ist simpel: Die Schüler befestigen am Wagen ein Navigationsgerät; Kunden tippen die gewünschten Nahrungsmittel ein, das Gerät führt von Regal zu Regal und achtet beim Kauf auch auf mögliche Lebensmittelunverträglichkeiten.

Technik habe schon immer eine Faszination auf sie ausgeübt, erzählen die Erfinderinnen Julia Barthelmeß und Verena Hofmann. „Wenn es ein Problem gibt, dann wird so lange gewerkelt, bis es gelöst ist.“ Dabei, so haben die beiden 18-Jährigen festgestellt, gingen Männer und Frauen ein Problem unterschiedlich an. „Wir achten schon mehr auf Design“, sagt Barthelmeß. Das Produkt soll schließlich nicht nur funktionieren, sondern den Kunden auch optisch ansprechen. „Außerdem“, ergänzt Hofmann, „berücksichtigen Frauen verstärkt die Probleme anderer Menschen“. Also wurden auf Vorschlag der Mädchen die Knöpfe am Navigationsgerät vergrößert — auch Senioren sollen sie leicht bedienen können.

Frauen sind unter den Erfindern immer noch in der Minderheit: Nur fünf Prozent der europaweit angemeldeten Patente können Erfinderinnen zugeschrieben werden, sagt Lydia Zetl, Projektkoordinatorin der iENA. Dabei seien Frauen genauso kreativ wie Männer, immer mehr besuchten zudem technische Schulen. „Doch später geht die Schere auseinander.“

Traditionelles Rollenbild

Das traditionelle Rollenbild greife auch in dieser Branche, glaubt Zetl. Frauen kümmerten sich um den Haushalt, Männer dürften tüfteln und basteln. Ein Blick durch die Ausstellung im CCN West scheint das zu bestätigen: einige Jungs sind zu sehen, ein paar Mädchen, viele Männer — und nicht eine einzige Frau.

„Frauen erkennen Probleme“, glaubt Stefan Fleck, „aber wir Männer wollen es beheben“. Er hat eine Gummikappe entwickelt, dank derer man selbst mit Handschuhen Touchscreens bedienen kann. Die Nachfrage an seinem Produkt sei groß. Selbst die Bundeswehr habe schon angefragt — schließlich müssen Soldaten GPS-Geräte auch im eisigen Winter zielsicher bedienen können.

Praxistauglich ist auch die Erfindung von Daniela Frank und ihren Kollegen Matthias Schöll und Fabian Diepold. Sie haben einen Starkstromstecker mit einem Hebel versehen — er lässt sich nun mit weniger Kraftaufwand öffnen. Besonders Frauen, wie der 18-jährigen technischen Auszubildenden Daniela Frank, kommt das entgegen. Auch ihr Arbeitgeber in Neumarkt zeigte sich überzeugt von dem Produkt — schwere Maschinen werden in der Firma nun mit dem Kraftstecker ans Netz angeschlossen.

Die Erfindung von Lea Jüngst, Christina Geweth und Christina Eisenreich ist ebenfalls praxiserprobt — in den Küchen ihrer Eltern. „Die haben sich zuvor immer wieder am Messer der Brotschneidemaschine geschnitten“, erzählte die zwölfjährige Lea. Also fertigten die Sechstklässlerinnen, Mitglieder im Chamer Schul-Erfinderclub, ein Set aus Magnet und Zange — mit wenigen Handgriffen kann das Messer nun abgebaut werden; ohne es auch nur zu berühren.

Baukasten für den Sohn

Auch im Chamer Club sind die drei Mädchen eine Minderheit: nur ein Fünftel der Mitglieder sei weiblich, erzählt Leiter Robert Wagenbrenner. „Leider.“ Man versuche schon lange, Mädchen für Technik zu begeistern, doch es sei wie bei den Schulfächern. „Mädels interessieren sich oft nicht für Technik.“ Schuld sei oft die Erziehung: die Söhne bekommen einen Chemiebaukasten zum Geburtstag, die Töchter eine Puppe zum Spielen.

Seine drei Schützlinge hat das nicht davon abgehalten, unter die Erfinder zu gehen. Es mache ihnen nichts aus, mit lauter Jungs zu konkurrieren, erzählen die Mädchen selbstbewusst. Denn eines wissen sie genau: „Erfinden macht Spaß.“

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