Überblick

Erlangen und Nürnberg mit Angeboten: So viele Afghanistan-Flüchtlinge wollen die Länder unterbringen

18.8.2021, 14:42 Uhr
Menschen steigen aus einem Flugzeug der Lufthansa aus, das am Flughafen Frankfurt gelandet ist. Mit dem Flug wurden Menschen aus dem usbekischen Taschkent nach Deutschland gebracht, die zuvor aus Afghanistan evakuiert wurden.

© Michael Probst, dpa Menschen steigen aus einem Flugzeug der Lufthansa aus, das am Flughafen Frankfurt gelandet ist. Mit dem Flug wurden Menschen aus dem usbekischen Taschkent nach Deutschland gebracht, die zuvor aus Afghanistan evakuiert wurden.

Nach dem Start der Evakuierungsflüge aus Afghanistan bereiten sich die deutschen Bundesländer darauf vor, kurzfristig mehrere tausend Flüchtlinge unterzubringen. Mehrere bayerische Städte erklärten ihre Aufnahmebereitschaft: München könne jederzeit 260 Menschen unbürokratisch aufnehmen und habe dies bereits der Bundesregierung signalisiert, erklärte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD).

Auch Erlangen und Nürnberg haben die Aufnahme von Menschen aus Afghanistan angeboten. Die Stadt könne kurzfristig zehn Familien aufnehmen, sagte Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik (SPD). Nürnberg werde ein entsprechendes Angebot zur Aufnahme von Ortskräften und ihren Familien an Bundes- und Landesregierung unterbreiten, sagte Oberbürgermeister Marcus König (CSU). "Als Stadt des Friedens und der Menschenrechte sehen wir es als unsere Verpflichtung an, diesen Menschen in dieser Notsituation zu helfen", sagte König.

Erlangen und Nürnberg sind wie München Mitglied im Städtebündnis "Sichere Häfen". Dem Bündnis, das sich als Wertegemeinschaft zur Aufnahme in Not befindlicher Geflüchteter versteht, gehören bundesweit 100 Kommunen an, darunter neben München und Erlangen auch die bayerischen Städte, Nürnberg, Schwabach, Regensburg, Straubing, Würzburg und Aschaffenburg.

Nach einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) will Nordrhein-Westfalen 1800 Menschen aufnehmen. Wie die Düsseldorfer Staatskanzlei mitteilte, geht es um 800 afghanische Ortskräfte, die in den vergangenen Jahren für Deutschland gearbeitet haben. 1000 weitere Plätze seien vornehmlich für Frauen aus den Bereichen Bürgerrechte, Kunst und Journalismus vorgesehen. Zuerst hatte die Rheinische Post darüber berichtet.

Baden-Württemberg rechnet damit, bis zu 1100 Ortskräfte und Verwandte aus Afghanistan aufzunehmen. Bei bundesweit nicht mehr als rund 8000 weiteren Ortskräften werde die Zahl aber "überschaubar" sein, heißt es aus dem Justizministerium in Stuttgart. Zusätzliche Plätze in der Erstaufnahme seien deshalb nicht notwendig. Bei mehreren deutschen Rettungsflügen wurden zuletzt etwa 400 Menschen außer Landes gebracht.

Niedersachsen stellt zunächst mindestens 400 Unterbringungsplätze in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes bereit. Es liefen Gespräche zwischen Bund und Ländern zur weiteren Aufnahme, hieß es aus dem Innenministerium in Hannover. Zuvor hatte auch Bremen angekündigt, bis zu 150 Plätze für afghanische Ortskräfte und deren Familien anzubieten. "Sie zurückzulassen und nun den Taliban auszuliefern verbietet sich", sagte Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). "Über Verteilungsschlüssel kann man später reden."

Schleswig-Holstein macht sich für die Aufnahme von 300 Frauen und Kindern bereit. Hamburg hat angeboten, mindestens 200 Betroffene unterzubringen - die ersten wurden noch am Mittwoch in der Hansestadt erwartet.

Auch Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland zeigten sich grundsätzlich offen für eine Aufnahme, nannten aber noch keine konkreten Zahlen. So wurde in Schwerin auf den üblichen Verteilungsschlüssel verwiesen, wonach Mecklenburg-Vorpommern etwa zwei Prozent der Geflüchteten aufnimmt. Mitunter gibt es auch logistische Hürden zu überwinden: So sind die fünf Aufnahmeeinrichtungen in Rheinland-Pfalz bereits zur Hälfte belegt - und eine volle Belegung wegen der Corona-Pandemie nicht möglich.

0 Kommentare