Erster Angriff: Fränkischer CSU-Verband will Seehofer-Sturz

25.9.2017, 18:19 Uhr
Erster Angriff: Fränkischer CSU-Verband will Seehofer-Sturz

© Sven Hoppe/dpa

Er selbst lächelt, macht Witze. Bei einer Pressekonferenz in der Münchner Parteizentrale gibt sich Horst Seehofer betont lässig. "Ich fühle mich nicht als 'Dead Man Walking'", sagt er. "Ich fühle mich eigentlich pudelwohl, sauwohl, möchte ich fast sagen." Dass aber rund 180 Kilometer weiter nördlich, im beschaulichen Großhabersdorf im Landkreis Fürth, bereits öffentlich der Rücktritt des CSU-Chefs gefordert wird, davon ahnt Seehofer wohl nichts. Es ist der erste Verband, der sich so klar positioniert.

"Horst Seehofer hat als Parteivorsitzender das historisch katastrophale Abschneiden der CSU bei der Bundestagswahl persönlich zu verantworten", kritisierten die Ortsvorstände. Sie sprechen von einem "Schlingerkurs" des Ministerpräsidenten, davon, dass er sich zu Kanzlerin Angela Merkel nie klar bekannt habe. Ein derart schwacher CSU-Chef könne die Interessen der Partei nie in Berlin durchsetzen.

"Weg für personellen Neuanfang frei machen"

Auch die Reaktivierung von Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ("ein aus Überssee eingeflogener Heilsbringer") stößt den Großhabersdorfern sauer auf. Damit sei der Spitzenkandidat Joachim Herrmann "demontiert" worden. Der Noch-Innenminister Bayerns, dem Ambitionen auf denselben Posten im Bund nachgesagt werden, hat sich bei der Bundestagswahl veritabel blamiert. Er verpasste den Einzug in den Bundestag - ein Minister ohne Mandat also?

Der CSU-Verband in Großhabersdorf wurde deshalb jetzt sehr schnell sehr deutlich. Seehofer müsse sofort sein Amt als Parteivorsitzender räumen, "um den Weg für einen personellen Neuanfang frei zu machen". Der Appell ist unterschrieben von Thomas Zehmeister, dem Vorsitzenden des Verbandes. "Ich hatte schon am Sonntag den Impuls", sagt er selbst. "Doch wollte erst noch einmal eine Nacht darüber schlafen." Die Resonanz von anderen Parteimitgliedern sei gewaltig.

Am Montag bekamen Zehmeister und sein Verband Schützenhilfe von Peter Daniel Forster, dem Chef der mittelfränkischen Bezirkstagsfraktion der CSU. Auch er forderte den sofortigen Rücktritt Seehofers. "Er sagt, er habe eine Koalition mit den Bürgern", erklärt Forster. "Aber dieses Mal hat er nicht die Stimme des Volkes gehört."


Karte: Das sind die Ergebnisse aus den Wahlkreisen


Damit könnte die Revolte gegen Horst Seehofer seinen Anfang in Franken nehmen. Finanzminister Markus Söder zumindest verhielt sich am Abend nach der Wahl auffällig ruhig, verließ die Wahlparty im Nürnberger Gutmann am Dutzendteich vorzeitig und schickte Parteikollegen Michael Frieser vor. Bislang verzichtete Söder auf einen Angriff auf Seehofer.

"Man muss, glaube ich, auch jetzt sehr in die Partei hineinhorchen, die Stimmung der Basis aufnehmen", sagte der bayerische Finanzminister bislang lediglich - auch mit Blick auf die Landtagswahl im kommenden Jahr. Aus Großhabersdorf kam jetzt zumindest das erste deutliche Signal.

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