Eschweiler, Brüssel, Berlin: Der Aufstieg des Martin Schulz 16 Bilder 3.2.2017, 10:34 Uhr Martin Schulz tritt als Spitzenkandidat der SPD zur Bundestagswahl an - und Umfragen zufolge hätten die Sozialdemokraten keinen besseren Mann dafür finden können. Wir blicken auf das Leben und den Aufstieg des neuen Hoffnungsträgers. 1 / 16 Er soll es richten: Die arg gebeutelte SPD hat in Martin Schulz ihren Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2017 und einen neuen Hoffnungsträger gefunden. Für den kantigen Europapolitiker verzichtete der notorisch unbeliebte Sigmar Gabriel auf seine Kanzler-Ambitionen und räumt zugleich den SPD-Vorsitz. Umfragen scheinen dem innerparteilichen Machtwechsel Recht zu geben: Die Sozialdemokraten erleben mit ihrem neuen starken Mann ungeahnten Aufwind. Doch wer ist dieser Martin Schulz eigentlich? Wir zeigen seinen Aufstieg. © Laurent Dubrule/Archiv (dpa) 2 / 16 Der Privatmann Geboren wurde Martin Schulz am 20. Dezember 1955 im nordrhein-westfälischen Hehlrath, einem heutigen Stadtteil von Eschweiler. Seit über 30 Jahren ist Martin Schulz mit der Architektin Inge Schulz verheiratet (Bild), die als Kind mit ihren Eltern von Polen nach Deutschland übersiedelte. Das Paar hat zwei erwachsene Kinder. Schulz ist nach eigenen Angaben ein "Fußballverrückter", spielte als Linksverteidiger in der Jugendmannschaft des Kreisligisten SV Rhenania Würselen 05 und ist heute bekenneder Fan des 1. FC Köln. © Oliver Berg 3 / 16 Der Anfänger Das Gymnasium musste er nach zwei erfolglosen Ehrenrunden in der 11. Klasse verlassen - Abschluss: Mittlere Reife. Danach verfiel Schulz dem Alkohol. "Ich habe alles getrunken, was ich kriegen konnte. Ich war ein Sausack", sagte er später einmal über dieses dunkle Kapitel seines Lebens. Seit 1980 ist er Abstinenzler. Gleichwohl trat er mit 19 Jahren in die SPD ein und machte ein kaufmännische Ausbildung zum Buchhändler. Daneben war er für die Jusos tätig und wurde 1984 in den Stadtrat seiner Heimatstadt Würselen (NRW) gewählt. Mit nur 31 Jahren wurde er dort 1987 Bürgermeister (Bild) - der damals jüngste in Nordrhein-Westfalen. © Wolfgang Sevenich 4 / 16 Der Europäer 1994 wechselte Schulz ins Europaparlament, blieb seinem Amt als Bürgermeister aber noch weitere vier Jahre treu. Nützlich für die neue politische Aufgabe in Brüssel dürfte bis heute sein Talent für Sprachen sein. Schulz spricht Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Niederländisch - und das mutmaßlich fließend. Auch als möglicher Bundeskanzler in einem Land im geographischen Herzen der Europäischen Union sicherlich kein Nachteil. Die weitere Karriere im Schnelldurchlauf: Von 2000 bis 2004 Vorsitzender der deutschen SPD-Landesgruppe, nach der Europawahl 2004 bis 2012 schließlich Fraktionschef der europäischen Sozialdemokraten. Bei der Europawahl 2014 war Schulz ihr Spitzenkandidat. Die Wähler verwiesen die Sozialdemokraten auf Platz 2. Das tat seiner politischen Karriere keinen Abbruch: Nach 2012 wählte ihn das Europäische Parlament 2014 zu seinem Präsidenten. Für seine Worte, die immer wieder für lebhafte Diskussionen sorgten, war er zu diesem Zeitpunkt längst bekannt... © dpa 5 / 16 Der Umstrittene So führte im Februar 2014 seine Rede in der Knesset, dem Einkammerparlament Israels, zu tumultartigen Szenen - alle Abgeordneten der nationaljüdischen Regierungspartei verließen während Schulz noch sprach, demonstrativ den Sitzungssaal. Schulz sprach den Nahostkonflikt an und erzählte aus einer Begegnung mit einem jungen Mann, den er Tage zuvor im palistinänsischen Westjordanland traf. © dpa 6 / 16 Der Präsident I Als Parlamentspräsident traf und ehrte er unzählige bedeutende Persönlichkeiten wie beispielsweise die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die über Jahrzehnte für Freiheit in ihrer Heimat Myanmar kämpfte... © Patrick Seeger 7 / 16 Der Präsident II ...oder den Dalai Lama - ebenfalls Friedensnobelpreisträger. © © Vincent Kessler / Reuters 8 / 16 Der Präsident III Auch Papst Franziskus hieß Martin Schulz im Vatikan willkommen. © L'osservatore Romano / Handout 9 / 16 Der Nürnberger Last but not least stattete Schulz auch der Frankenmetropole einen Besuch ab: 2009 war er bei der SPD Jahresversammlung zu Gast im Nürnberger Rathaus. © Karlheinz Daut 10 / 16 Der Spaßvogel Als Rheinländer ist Schulz selbstredend eine Frohnatur - das merkte 2008 auch sein grüner Parlamentskollege Daniel Cohn-Bendit. © GERARD CERLES 11 / 16 Der Politiker I Schulz mischte sich aber auch aktiv ins (welt-)politische Tagesgeschäft ein und beschränkte sich nicht nur auf repräsentative Aufgaben: Ob hier mit Angela Merkel... © Olivier Hoslet (dpa) 12 / 16 Der Politiker II ...oder dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan: In Zeiten der sogenannten Flüchtlingskrise und des Brexit erwies er sich als markanter Fels in einer EU, die zu zerreißen drohte. © Julien Warnand/Archiv (dpa) 13 / 16 Der Mögliche Ende 2016 kündigte Schulz an, nicht mehr für das Amt des Präsidenten des Europäischen Parlaments zu kandidieren - und stattdessen in die Bundespolitik zu wechseln. Mit ihm kam ein neuer starker Mann zurück in die Bundes-SPD. Da war schon klar, dass Frank-Walter Steinmeier (l.) als Bundespräsident antrat. Doch die K-Frage sollte sich zwischen Sigmar Gabriel (r.) und Schulz entscheiden. © dpa 14 / 16 Der Kandidat Am 24. Januar 2017 verzichtete Gabriel und sprach sich für Martin Schulz als Spitzenkandidaten und SPD-Vorsitzenden aus. © dpa 15 / 16 Der Nachfolger Der im Volk unbeliebte Gabriel wechselte den Wirtschaftsminister-Posten und wurde neuer Chef im Außwärtigen Amt. Mit Schulz an der Spitze bekommt die SPD neuen Aufwind: In manchen Umfragen liegt der SPD-Kandidat in der K-Frage sogar vor Kanzlerin Merkel. © dpa 16 / 16 Der Hoffnungsträger Die Sozialdemokraten setzen all ihre Hoffnungen nun auf Martin Schulz. Was sie wert sind? Das wird sich am 24. September zeigen - bei der Wahl zum 19. Deutschen Bundestag. © dpa Verwandte Themen Bildergalerien