"Gelbwesten"-Proteste: Erstmals auch Anti-Terror-Mission im Einsatz

24.3.2019, 15:24 Uhr
Bereits in der 19. Woche in Folge protestieren die Franzosen gegen die Reformpolitik des Präsidenten.

© Kamil Zihnioglu, dpa Bereits in der 19. Woche in Folge protestieren die Franzosen gegen die Reformpolitik des Präsidenten.

Nach verstärkten Sicherheitsmaßnahmen und einem Demonstrationsverbot für die Pariser Prachtstraße Champs-Élysées sind größere Krawalle bei den "Gelbwesten"-Protesten in Frankreich ausgeblieben. 40.500 Menschen protestierten im ganzen Land, davon 5000 in Paris, wie Innenminister Christophe Castaner am Samstagabend in Paris mitteilte. Am Wochenende zuvor, als es in der Hauptstadt schwere Ausschreitungen gegeben hatte, waren es landesweit gut 32.000 Menschen gewesen.

"Alle angemeldeten Demonstrationen, in Paris und in den Regionen, verliefen weitgehend ruhig", resümierte Castaner. Im ganzen Land seien aber mindestens 233 Menschen vorläufig festgenommen worden. In der Mittelmeer-Metropole Nizza wurde eine 73 Jahre alte Frau bei einem Polizeieinsatz schwer verletzt - laut Nachrichtensender Franceinfo untersucht die Justiz den Fall.

In Paris zogen Demonstranten in Richtung der Kirche Sacré-Coeur im Touristenviertel Montmartre. Um Gewalt und Plünderungen zu verhindern, waren die Prachtstraße Champs-Élysées und andere Orte für Demonstrationen gesperrt. Allein in der Hauptstadt gab es rund 8500 vorbeugende Personenkontrollen. Die Polizei war massiv präsent, auch gepanzerte Fahrzeuge waren zu sehen. Laut Castaner waren landesweit rund 65.000 Polizisten und andere Sicherheitskräfte im Einsatz.

Erstmals waren auch Soldaten der Anti-Terror-Mission "Sentinelle" unterwegs, um Gebäude und Plätze zu schützen und die Polizei zu entlasten. "Die "Sentinelle"-Einheit ist nicht in Kontakt mit den Demonstranten", versicherte der neue Pariser Polizeichef Didier Lallement. Die französische Regierung hatte Lallements Vorgänger Michel Delpuech erst vor wenigen Tagen gefeuert. Der Militäreinsatz war parteiübergreifend auf Kritik gestoßen.

In anderen Städten des Landes gab es an zentralen Orten ebenfalls Demonstrationsverbote. In Nizza kam es zu Zusammenstößen von Polizei und Demonstranten, als einige "Gelbwesten" versuchten, in einen abgesperrten Bereich zu gelangen.

Es war bereits das 19. Wochenende in Folge, an dem die Bewegung gegen die Reformpolitik von Präsident Emmanuel Macron protestierte. Der Ärger der "Gelbwesten" hatte sich an der geplanten Erhöhung der Spritpreise entzündet. Der Protest nahm dann aber immer breitere Ausmaße an. Einige der Demonstranten fordern explizit den Rücktritt Macrons.

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