Gerd Müller: "G20 war ein Entwicklungsgipfel"

14.7.2017, 06:45 Uhr
Minister Gerd Müller mit seiner Ehefrau Gertie (links) und Barbara Meier, Model und Textilbotschafterin, in der von Dürre und Hunger geplagten Somali-Region in Waaf Dhuug in Äthiopien.

© Kay Nietfeld/dpa Minister Gerd Müller mit seiner Ehefrau Gertie (links) und Barbara Meier, Model und Textilbotschafterin, in der von Dürre und Hunger geplagten Somali-Region in Waaf Dhuug in Äthiopien.

"Von den Ergebnissen her war das ein Entwicklungsgipfel. Die Agenda war noch nie so stark von der Entwicklungspolitik geprägt ", sagte Müller gegenüber unserer Redaktion. "Wir müssen jetzt in die Umsetzung kommen."

Auch wenn dies medial nicht so im Mittelpunkt gestanden habe, sei doch von großer Wichtigkeit, dass bei dem G20-Gipfel und den Vorbereitungstreffen "ganz zentrale neue Elemente auf den Weg gebracht" worden seien: den "Compact für Afrika", der Marshallplan mit Afrika, eine G20-Initiative Jugendbeschäftigung, die Bekämpfung der Korruption, die Initiative für fairen internationalen Steuerwettbewerb. Auf der OECD-Ebene ein Abkommen zu schließen zur Bekämpfung der Gewinnverlagerung insbesondere aus Afrika, sei "ein Durchbruch", erklärte Müller in dem Interview. "Den Afrikanern gehen im Jahr 100 Milliarden Dollar verloren durch Steuerverlagerung – insbesondere durch internationale Multis."

600 Milliarden Dollar nötig

Der Minister verteidigte auch die verstärkte Kooperation mit Privatinvestoren. Nach UN-Schätzungen seien pro Jahr Investitionen in einer Größenordnung von rund 600 Milliarden Dollar nötig. "Das können wir nicht allein aus Steuergeldern finanzieren", betonte der Minister.

Müller machte zugleich aber klar, dass er künftig auch stärkere Beiträge von den afrikanischen Staaten selbst erwartet. "Afrika hat das Potenzial, sich mit Nahrung nicht nur selbst zu versorgen, sondern Exporteur zu werden. Aber da müssen die Afrikaner auch selbst mehr leisten", mahnte Müller. "Die Regierungen müssen auf die Entwicklung der ländlichen Regionen und die Förderung von Frauen setzen. Das ist die Grundvoraussetzung. Es gibt hier ermutigende Beispiele."

Als Beispiel nannte der Minister die Kooperation mit dem mittelständischen Fruchtsafthersteller Kevian in Kenia, der mit Entwicklungskrediten gefördert worden sei. "Das ist ein Leuchtturmprojekt. 40 000 Bauern und Bäuerinnen liefern ihr Obst und ihre Früchte ab und haben damit ein sicheres Grundeinkommen. Die Frauen müssen nicht mehr am Straßenrand stehen und darauf warten, dass sie ein paar Mangos verkaufen."

Produziert wird nach Müllers Angaben mit deutscher Technik auf europäischem Niveau. "Das Beispiel zeigt: Es geht, es rentiert sich. Wertschöpfung vor Ort durch Veredlung der Produkte ist möglich. Der Kredit wird in sieben Jahren zurückbezahlt. Dieses Beispiel könnte man tausendmal umsetzen."

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