Gewalt dominiert: G20-Gipfel für Merkel schon gescheitert

7.7.2017, 12:06 Uhr
Das Ausmaß der Gewalt, die in der Nacht zum Freitag begann und jetzt weitergeht, ist in einer demokratischen Gesellschaft wie der deutschen durch nichts gerechtfertigt, kommentiert Dieter Schwab.

© Boris Roessler/dpa Das Ausmaß der Gewalt, die in der Nacht zum Freitag begann und jetzt weitergeht, ist in einer demokratischen Gesellschaft wie der deutschen durch nichts gerechtfertigt, kommentiert Dieter Schwab.

Vor drei Jahren wurde der Hamburger G20-Gipfel vereinbart. Donald Trump war damals noch nicht US-Präsident, Recep Tayyip Erdogan nicht auf dem Weg zum türkischen Alleinherrscher. Das Treffen wurde extra ein paar Wochen vorgezogen, damit es rechtzeitig vor der Bundestagswahl schöne Bilder einer weisen Kanzlerin im Kreise der Staatenlenker dieser Welt gibt.

Stattdessen prägen Wasserwerfer, brennende Autos und Unmengen von Polizisten das Umfeld des G20-Gipfels in Hamburg. Das Ausmaß der Gewalt, die in der Nacht zum Freitag begann und jetzt weitergeht, macht fassungslos. Sie ist in einer demokratischen Gesellschaft wie der deutschen durch nichts gerechtfertigt; wer nach Ursachen sucht, muss sich wohl auf die psychopathologische Ebene begeben.

Die Täter sind offenbar in der Hauptsache junge Männer, die sich für zu kurz gekommen halten und deren Wut in Gewalt umschlägt. Ihr Ziel ist es, Hamburg in ein Schlachtfeld zu verwandeln. Und das schaffen sie offenbar auch.

Ernüchternde Erkenntnis

Begriffen haben sie allerdings wenig. Denn durch Gewalt gegen Polizisten diskreditieren sie die sehr berechtigte Kritik am Gipfel; phantasievolle Gegenaktionen wie ein Konzert namhafter Künstler mit Herbert Grönemeyer an der Spitze rücken leider in den Hintergrund.

Ernüchternd, ja erschütternd ist die Erkenntnis, dass auch ein riesiges Polizeiaufgebot keine Sicherheit schaffen kann. Die Hamburger Behörden setzten ja auf eine harte und konsequente Linie; aber auch dadurch haben sich reisende Gewalttäter nicht aufhalten lassen.

Das Problem ist: Eine Demonstration mag sich noch sichern lassen, wenn sie eingekesselt wird. Aber irgendwann ist sie zu Ende, die auseinander strömenden Menschen lassen sich nicht mehr alle kontrollieren. Genau das ist in der letzten Nacht geschehen; gegen die kleinen Tätergruppen waren die Beamten machtlos.


+++ Live-Ticker zum G20-Treffen +++


Dagegen hilft auch nicht der Vorschlag, das Treffen meinetwegen ins abgelegene Helgoland zu verlegen. Dort mögen sich die Staatschefs noch unterbringen lassen, nicht aber ihre Delegationen und die Mitarbeiter der Medien. Sie müssten wieder in einem Ort mit genügend Hotelkapazitäten unterkommen - und dann würden die Demonstrationen eben dort stattfinden.

Vor diesem Hintergrund muss sich Angela Merkel auch noch mit schwer erziehbaren Staatschefs wie Trump oder Erdogan herumschlagen. Dass es sinnvolle Ergebnisse gibt, etwa im Kampf gegen den Klimawandel, den Hunger in der Welt oder die ungerechte Verteilung des Wohlstands  - diese Hoffnung ist mehr als vergeblich. Die Kanzlerin kann nur hoffen, dass der Gipfel schnell vorbei ist, es doch irgendwie eine Abschlusserklärung gibt  - und die Wähler die Bilder aus Hamburg schnell vergessen.

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