TV-Talk bei Markus Lanz

Boris Palmer fordert baldiges Ende der Corona-Maßnahmen - unter einer Bedingung

ama

27.1.2022, 09:18 Uhr
Unter anderem zu Gast bei Markus Lanz (li.): Daniel Günther (Mitte) und Boris Palmer.

© ZDF/Cornelia Lehmann Unter anderem zu Gast bei Markus Lanz (li.): Daniel Günther (Mitte) und Boris Palmer.

Kommt die Impfpflicht oder nicht? Diese Debatte beschäftigt derzeit nicht nur den Bundestag, sondern auch zahlreiche TV-Talkformate. Bei Markus Lanz im ZDF sprachen am Dienstagabend der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne), Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), Virologe Hendrik Streeck sowie die Journalistinnen Cerstin Gammelin und Corinna Milborn über die mögliche Einführung einer Impfpflicht in Deutschland.

Beide Politiker in der Runde sprachen sich grundsätzlich für die Einführung aus. Günther glaubt, die Impfpflicht sei der "einzige Weg", dauerhaft Einschränkungen der Grundrechte zu vermeiden. Eine Einschätzung, die auch Palmer, der gewohnt meinungsstark argumentierte, teilt. Palmer geht dabei sogar noch weiter und wettert: "Ich habe ehrlich gesagt die Schnauze voll". Für den Grünen-Politiker sei es jetzt an der Zeit, die Impfpflicht einzuführen und dann zeitnah alle Corona-Maßnahmen aufzuheben. Ihm zufolge solle die Impfpflicht für Personen ab 50 Jahren gelten.

Palmer: "Wir brauchen eine andere Lösung"

"Wir tauschen alle alten Regeln ein und ersetzen sie durch eine einzige neue Regel: Alle müssen geimpft sein. Versteht jeder", fordert Palmer, der der Überzeugung ist, dass die aktuelle Pandemie-Strategie bei den "immensen Fallzahlen" nicht mehr funktioniere. "Wir brauchen jetzt eine andere Lösung", resümiert der 49-Jährige.

Widerstand gegen diese Idee kam ausgerechnet von Streeck, dem Virologen in der Runde. "Wir impfen jetzt gegen eine Variante, die es praktisch gar nicht mehr gibt", erklärt der 44-Jährige und glaubt, dass eine Impfpflicht gar nicht nötig sei. Für ihn seien nun drei Schritte wichtig: Der Impf- und Genesenenstatus müsse gleichlang sein, ein Nachweis über Antikörper müsse als Genesenennachweis ausreichen und eine Studie solle herausfinden, wie viele Menschen aktuell vor einer Ansteckung mit Covid-19 geschützt seien. "Da haben wir keine Ahnung", bemängelt Streeck und sagt: "Wir wollen eine Impfschutzquote erreichen, wissen aber gar nicht, wie viele Leute diesen Schutz schon haben". Eine Pandemie lasse sich so nicht wegimpfen.

Anreize fürs Impfen

Einen wesentlichen Fehler in der Kommunikation sieht Streeck indes bei den Versprechen, was die Impfung leisten kann. "Die einzelne Person schützt sich selber, macht was zur Gesundheitsvorsorge", beschreibt der Virologe die Wirkung der Impfung. Einen Fremdschutz biete sie allerdings nicht. Palmer warf an dieser Stelle ein, dass alle Geimpften das Gesundheitssystem vor einer Überlastung schützen.

Im letzten Themengebiet der Sendung diskutierte die Runde über die Entscheidung des Robert-Koch-Instituts (RKI), den Genesenenstatus von sechs auf drei Monate zu verkürzen - eine Entscheidung, die nun auch von einer EU-Richtlinie in Frage gestellt werden dürfte.

Moderator Markus Lanz implizierte, dass es bei dieser Entscheidung darum ginge, mehr Menschen zur Impfung zu bewegen. "Das funktioniert doch nicht, das spüren die Leute doch?“, fragte Lanz ganz offen. Günther gestand ein, dass diese Entscheidungen am Ende natürlich politisch seien. "Natürlich will man auch gewisse Anreize dabei setzen", erklärte der Ministerpräsident Schleswig-Holsteins.