Corona-Pandemie

Hohe Infektionszahlen: Experte fordert Maskenpflicht auch im Sommer

22.4.2022, 18:31 Uhr
Auch in den Sommermonaten soll die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln bestehen bleiben.

© Clara Margais, dpa Auch in den Sommermonaten soll die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln bestehen bleiben.

Die Corona-Lage scheint sich langsam zu entspannen, die Infektionszahlen sinken seit Tagen. Und das, obwohl die Corona-Maßnahmen am 3. April fast vollständig aufgehoben wurden. Experten sprechen sich dennoch für die Maskenpflicht aus - aus mehreren Gründen.

Der Vorsitzende des Bundesverbands für Ärzte und Ärztinnen im öffentlichen Gesundheitsdienst, Johannes Nießen, sprach sich im Interview mit dem ARD-Hauptstadtstudio für die Beibehaltung der Maskenpflicht in Bus und Bahnen aus, auch im Sommer. Seiner Meinung nach sei die Infektionsgefahr ohne eine Maske zu hoch. Nießen hält auch die Abschaffung der Maskenpflicht im Einzelhandel für einen Fehler. Als Grund nennt er die Durchseuchung der Bevölkerung.

Nießen, der auch Mitglied des Expertenrats der Bundesregierung und Leiter des Gesundheitsamts in Köln ist, beobachtet derzeit eine Durchseuchung der Bevölkerung. Er befürchtet, dass es dadurch auch zu einer Zunahme von Long-Covid-Fällen komme. Er nimmt außerdem an, dass die Infektionszahlen tatsächlich viel höher sind als von den Gesundheitsämtern verzeichnet. Nießen geht von doppelt so vielen Fällen aus.

Impflücken schließen

Im Interview räumt der Experte aber auch die Vorteile einer Durchseuchung ein: Der erhöhte Immunschutz in der Bevölkerung könnte einen weniger angespannten Herbst und Winter als die vergangenen zwei Jahre bedeuten. Allerdings plädiert Nießen dafür, die Impfkampagne wieder anzufachen - die Impflücken in der älteren Bevölkerung müssten dringend geschlossen werden. Sonst wird die Lage in den Krankenhäusern im kommenden Herbst und Winter stark angespannt.

Das RKI spricht trotz sinkender Infektionszahlen noch immer von einem hohen Infektionsdruck in der Bevölkerung. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist im Vergleich zur vergangenen Woche zwar um knapp ein Viertel zurückgegangen - genauso nehmen die Krankenhausaufnahmen und Ausbrüche in Einrichtungen ab. Allerdings werden weniger PCR-Test durchgeführt. Da 55 Prozent der gemachten PCR-Tests positiv ausfallen, ist von einer erheblichen Dunkelziffer auszugehen.

Im März gab es eine ähnliche Quote, weshalb das RKI von etwa doppelt so vielen Fällen wie verzeichnet ausgeht. Grund dafür sehen sie in den überlasteten Gesundheitsämtern und darin, dass wohl einige nach einem positiven Schnelltest keinen PCR-Test mehr durchführen lassen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach teilt die Vermutungen, dass die Dunkelziffer der Corona-Fälle etwa genauso hoch wie die gemeldeten Fälle sei.

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