Holsboer-Aus: Fatales Signal für junge talentierte Frauen

12.7.2019, 11:13 Uhr
Holsboer-Aus: Fatales Signal für junge talentierte Frauen

© Michael Matejka

Man muss es sich noch einmal auf der Zunge zergehen lassen: Da steht an der Spitze einer deutschen Behörde eine Frau, die gerade erst als eine der Top-Managerinnen in Deutschland ausgezeichnet wurde - mit den Worten, sie sei eine "couragierte Erneuerin". Doch statt stolz zu sein, so jemanden in den eigenen Reihen zu haben, wurde Valerie Holsboers das Opfer eines beispiellosen Machtkampfs, an dessen Ende nun ihre Entlassung steht.

Natürlich ist von außen nicht verlässlich zu bewerten, wer in der Sache richtig liegt - ob Holsboers Gegner oder ihre Unterstützer. Doch der Fall ist keine bloße behördeninterne Personalangelegenheit mehr. Valerie Holsboer ist längst zur Symbolfigur für viele junge Frauen geworden, die in Unternehmen etwas verändern wollen - vor allem die Art und Weise, wie heute zusammengearbeitet und geführt wird.

Dass die Bundesagentur so jemanden dringend notwendig hat, daran gibt es nach den Enthüllungen der vergangenen Wochen keine Zweifel mehr. Was hinter den Kulissen geschehen ist - die Rede ist vom Anschreien bis zu Büchern, die über den Tisch gefegt werden - lässt jeden Unbeteiligten entsetzt zurück.

Es braucht Erneuerung - aber im Verwaltungsrat

Der Fall Holsboer ist ein fatales Signal an alle jungen, gut ausgebildeten Frauen, die vielleicht mit dem Gedanken gespielt haben, eine Karriere bei der Bundesagentur für Arbeit zu beginnen. Denn allzu viele Talente, die eine staatliche Behörde einem Job in den Top-Unternehmen der freien Wirtschaft vorziehen, gibt es in Zeiten des Fachkräftemangels nicht.

Mit dem Plan, Holsboer abzusägen, hat der Verwaltungsrat der Bundesagentur, angeführt von Arbeitgebervertreter Peter Clever (64) und unter tatkräftiger Mithilfe der Gewerkschaften, der Behörde einen Bärendienst erwiesen. Und einen weiteren Beleg dafür geliefert, wo die Bundesagentur eine Erneuerung am dringendsten hat: nämlich nicht im Vorstand, sondern im Verwaltungsrat.

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