Ist Gaddafi bald Geschichte?

20.8.2011, 17:51 Uhr
Gaddafis Macht in Libyen ist womöglich bald Geschichte: Die Rebellen rücken auf seine letzte bastion Tripolis vor.

© dpa Gaddafis Macht in Libyen ist womöglich bald Geschichte: Die Rebellen rücken auf seine letzte bastion Tripolis vor.

Rebellenkämpfer und Kleintransporter strömten am Samstag auf den zentralen Platz von Sawija. Überall waren Zeichen der heftigen Gefechte zwischen Aufständischen und Regierungstruppen zu erkennen: zertrümmerte Gebäudefassaden und die Leichen zweier Gaddafi-Soldaten, die auf dem Boden lagen. Der Platz war mit leeren Munitionshülsen übersät.

Im Krankenhaus von Sawija sagte Rebellenkämpfer Mohammed Abu Dajjah, 150 Aufständische hätten das Krankenhaus am Freitag von zwei Seiten angegriffen. Mörsergranaten hätten das Krankenhaus um ein Uhr morgens (Ortszeit) getroffen und die OP-Räume zerstört, sagte er. Rettungswagen brachten Ärzte von außerhalb Sawijas zum Krankenhaus, damit diese sich um die Operationen dort kümmern konnten. Die Ärzte sprangen aus den Fahrzeugen und riefen: "Gott ist groß".

„Wir haben Brega befreit“

Die Rebellen hätten das Industriegebiet von Brega eingenommen, nachdem sie in der vergangenen Woche bereits die Wohngebiete erobert hätten, sagte Sprecher Ahmed Bani. „Wir haben Brega befreit“, sagte Bani. Ein weiterer Rebellensprecher, Mohammed Idris, erklärte, bei den Gefechten mit Regierungstruppen seien zwei Aufständische getötet und 15 weitere verletzt worden. Eine Bestätigung für die Angaben der Rebellen gab es zunächst nicht.

In Brega, etwa 200 Kilometer südwestlich der Rebellenhochburg Bengasi, befinden sich Ölraffinerien. Die Stadt war in den sechs Monaten seit Beginn des Bürgerkriegs heftig umkämpft. Die Rebellen nahmen Brega schon im März ein, wurden dann aber von Regierungstruppen zurückgedrängt. Seitdem wechselte die Kontrolle über die Stadt mehrfach zwischen beiden Seiten.

Früherer Ministerpräsident sagt sich offenbar von Regime los

Südöstlich der Hauptstadt Tripolis nahmen die Rebellen am Freitag die Stadt Slitan ein. Die Kämpfe kosteten 31 Kämpfer das Leben, weitere 120 wurden verletzt, wie ein Sprecher sagte. Slitan galt als wichtiges Hindernis für die Rebellen bei einem Vorstoß nach Tripolis aus östlicher Richtung. Der britische Generalmajor Nick Pope sagte, Flugzeuge der britischen Luftwaffe hätten als Teil der Libyen-Mission der NATO zwei Bereitstellungsräume von Gaddafi-Truppen in Slitan angegriffen.

Rebellensprecher Mahmud Schammam sagte am Freitag, der frühere Ministerpräsident Abdel Salam Dschallud habe sich von Gaddafis Regime losgesagt und sei auf dem Weg nach Europa. Auf Facebook-Seiten der Aufständischen waren Bilder Dschalluds in der westlibyschen Stadt Sintan zu sehen.

Die frühere Nummer zwei des Regimes hatte Gaddafi bei dessen Putsch 1969 maßgeblich unterstützt. Zwei Jahrzehnte lang war er der engste Vertraute des Staatschefs, bis beide sich in den 90er Jahren zerstritten.

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