Kommentar: Auch Bayerns strenger Weg ist ständig zu prüfen

17.6.2020, 09:54 Uhr
Am Dienstagvormittag tagte in Bayern das Kabinett zur Corona-Lage, anschließend gab Ministerpräsident Markus Söder (CSU) einen Überblick über die neusten Entwicklungen und Lockerungen - in der Nacht zum Mittwoch wurde nun unter anderem der Katastrophenfall aufgehoben.

© Peter Kneffel/dpa Am Dienstagvormittag tagte in Bayern das Kabinett zur Corona-Lage, anschließend gab Ministerpräsident Markus Söder (CSU) einen Überblick über die neusten Entwicklungen und Lockerungen - in der Nacht zum Mittwoch wurde nun unter anderem der Katastrophenfall aufgehoben.

Langsam zurück in – ja, in was eigentlich? In die Normalität? Sehr viele hätten diese Normalität gern möglichst rasch wieder, aus nur allzu verständlichen Gründen. Und der Blick allein auf Deutschland verführt dazu, zu glauben, diese Normalität sei doch schon wieder da, angesichts massiv sinkender Infektionszahlen. Aber selbst hierzulande stören Nachrichten über neue Hotspots in Göttingen oder nun in Berlin-Neukölln die Stimmung derer, die Corona schon für abgehakt halten.

Und was in anderen Ländern geschieht, widerlegt die bei uns gern kolportierte These, Corona sei doch nur so etwas wie eine Grippe. Das lange so gelobte schwedische Modell zeigt, dass dieser Weg wohl doch nicht so gut war. Staaten ohne klare Konzepte wie Großbritannien, Russland oder die USA (von Brasilien ganz zu schweigen) weisen deutlich schlechtere Zahlen auf als etwa Deutschland.

Wir müssen auch bei uns weiter genau auf die Entwicklung schauen: Wie werden die Daten etwa aus Berlin aussehen zwei Wochen nach den überfüllten Kundgebungen gegen Rassismus, also Anfang nächster Woche? Steigen dann die Infektionszahlen spürbar, werden die Mahner bestätigt. Steigen sie nicht, dann kann und muss über noch mehr Lockerungen diskutiert werden – über die weitere Rückkehr in so etwas ähnliches wie Normalität.

Bayern geht nun ein paar kräftige Schritte zurück in diese Normalität, die allermeisten sind gut begründbar und naheliegend. Und sie tun der Gesellschaft gut: Je länger die Regeln gelten, umso spürbarer wird, wie sehr wir alle doch auf Gemeinschaft angelegt sind und sie vermissen.

Die Lockerungen, die nun kommen, lassen dieser Geselligkeit wieder mehr Raum. Und sie lindern vor allem krasse Härten bei Besuchen in Altenheimen, die Angehörige und Heimbewohner zu oft in Verzweiflung stürzten.


Alle neuen Lockerungen: Die Söder-Erklärung im Wortlaut


Kultur kann etwas aufatmen

Auch die Kultur kann etwas durchschnaufen. Dass nun in geschlossenen Räumen 100 statt 50 und im Freien 200 statt 100 Besucher bei Konzerten oder Aufführungen erlaubt sind, das macht ihnen das Durchstarten ein bisschen weniger schwer als bisher. Aber da ist noch Luft nach oben, da sind Phantasie und Kreativität von Kommunen und Veranstaltern dringend gefragt – wobei weitere Lockerungen nur der Freistaat auf den Weg bringen kann.

 

Dafür ist es nötig, immer wieder genau zu prüfen, welche Regeln und Vorschriften noch zwingend sind.

Wichtig bleibt, dass möglichst viele sich aus Vernunft, Ein- und Rücksicht an die elementaren Hygiene-Regeln halten, die womöglich die Corona-Zeiten überdauern werden, um Infektionsgefahren zu vermeiden: Abstand, Händewaschen, Maske an Orten, wo sie sinnvoll ist. Je mehr Menschen sich besonnen verhalten, umso leichter wird der Weg zurück in vielleicht so etwas wie eine Normalität.


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