Kommentar: Der Fall Tesla taugt nicht für Ideologie

21.2.2020, 11:23 Uhr
Nach einem kurzen Baustopp hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entschieden, dass Tesla weiterhin sein Megaprojekt bauen darf.

© Julian Stratenschulte, dpa Nach einem kurzen Baustopp hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entschieden, dass Tesla weiterhin sein Megaprojekt bauen darf.

Nein, hier geht es nicht darum, ob man glaubt, dass Elektromobilität wirklich klimafreundlich ist. Auch nicht darum, ob der US-Autohersteller Tesla ein guter Arbeitgeber ist. Auch um den Umweltschutz gegen Wirtschaftsinteressen ins Feld zu führen, ist dieser Fall eher wenig geeignet. Dieser Gegensatz ist hier eher künstlich erzeugt worden, von zwei Umweltverbänden, von denen einer gar nicht aus Brandenburg kommt, sondern aus Bayern und von dessen Existenz viele vorher kaum etwas wussten.

Wenn in großer Zahl Bäume für eine Fabrikansiedlung gefällt werden sollen, ist es immer wichtig (und rechtlich vorgeschrieben), auch die Ökobilanz im Auge zu haben. Der Kiefernwald in Brandenburg lohnt die Aufregung allerdings wirklich nicht. Er ist kein wertvoller Bestand. Und Tesla hatte schon vorab zugesichert, dass mehr als die Menge der zu fällenden Bäume andernorts neu gepflanzt würden. Auch die Ameisenhügel werden umgesetzt. Die beiden Umweltverbände haben sich das falsche Objekt für ihre Klagen ausgesucht.

Nun gut, die Streitfrage ist gerichtlich schnell und mit nachvollziehbarer Argumentation entschieden worden. Tesla darf bauen. Das ist nicht nur für Brandenburg wichtig, das die anvisierten 12.000 Arbeitsplätze ebenso gut gebrauchen kann wie dem Impuls, der von dieser Ansiedlung ausgeht. Auch international wäre eine Ablehnung ein schädliches Signal gewesen: Deutschland ist für Investoren ein schwieriges Pflaster, hätte die Botschaft gelautet.

Der Standort Deutschland ist attraktiv

Andererseits zeigen die Tesla-Pläne auch etwas anderes: Deutschland ist weiter ein hochattraktiver Standort. Für den amerikanischen Elektro-Pionier ist ein riesiges Werk im Autoland natürlich auch fürs Image unschätzbar. Die Wahl ist aber sicher auch deswegen für Deutschland gefallen, weil es hier ein Produktionsniveau gibt, das Autobauer in vielen anderen Staaten nicht finden. Auch in den USA taten sich die deutschen Autobauer BMW, Mercedes oder VW lange schwer, eine Qualität zu sichern, wie sie es aus der Heimat kannten.


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Umso notwendiger ist es allerdings, den vielerorts schon dramatischen Mangel an Fachkräften anzugehen. Noch immer gehen jedes Jahr viel zu viele junge Leute ohne jeden Abschluss von ihrer Schule ab, und viele weitere haben zwar vielleicht ein Zeugnis, aber dennoch oft keinerlei Fertigkeit erworben, mit denen sie am Arbeitsmarkt bestehen könnten. Gleichzeitig sind unsere Anforderungen für die Zuwanderung von Fachkräften weiter sehr hoch. Und wir leisten es uns, abertausende Flüchtlinge, die über gute und sehr gute Qualifikationen verfügen, nicht arbeiten zu lassen und zu Sozialfällen zu machen, weil ihre Asylfälle abgelehnt wurden, wir sie aber dennoch nicht abschieben können.

Über solche Fragen lohnte sich eine leidenschaftliche Debatte viel mehr als über einen ökologisch wenig wichtigen Nutzwald mit Kiefern.

 

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