Kommentar: Ein Ausrutscher? "Fox News" einmal ausgewogen

20.5.2019, 14:36 Uhr
Noch während der Sendung feuerte der US-Präsident eine seiner berüchtigten Twitter-Kanonaden ab.

© dpa Noch während der Sendung feuerte der US-Präsident eine seiner berüchtigten Twitter-Kanonaden ab.

Es ist bekannt, dass Donald Trump gerne und ausgiebig fernsieht. Morgens, tagsüber und selbstverständlich auch am Abend. Bevorzugt seinen Haussender Fox News. Was er am Sonntagabend sehen musste, schien ihn jedoch arg zu verstören.

Der rechtslastige Sender wagte es tatsächlich, über den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Pete Buttegieg zu berichten – positiv! Schlimmer noch: Fox News-Star Chris Wallace war Moderator eines Town-Hall-Meetings mit dem jungen Hoffnungsträger im US-Bundesstaat New Hampshire.

Noch während der Sendung feuerte der US-Präsident eine seiner berüchtigten Twitter-Kanonaden ab. "Fox bewegt sich mehr und mehr auf die falsche (die Verlierer-) Seite, indem sie über die Demokraten berichten", zürnte Trump.

Selten hat er besser ausgedrückt, was er unter Journalismus versteht. Sein Lieblingssender soll am besten nur über die Republikaner berichten – und selbstverständlich soll dabei die unglaublich positive Bilanz des Mannes im Weißen Haus gelobt werden. "Wir haben die beste Wirtschaftslage in der Geschichte der USA", hat Trump wiederholt herausposaunt. Das stimmt zwar nicht, aber das spielt hier keine Rolle.

Parteiische Sender

Was aber einen genaueren Blick lohnt, ist dies: Wie kann es sein, dass es etwas Besonderes ist, wenn ein amerikanischer Fernsehsender ausgewogen berichtet? Das hat eine Vorgeschichte, und die sollte man kennen.

Bis 1987 nämlich gab es in den USA für Radio- und Fernsehsender eine klare Vorgabe, die sogenannte "Fairness-Doktrin". Diese verlangte, dass die politische Berichterstattung "ehrlich, gerecht und ausgeglichen" sein müsse. Unter dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan wurde diese Vorgabe abgeschaft. Das war der Startschuss für politisch eindeutig parteiisch ausgerichtete Sender wie Fox News, der zu dem weltumspannenden Medienreich des erzkonservativen australischen Milliardärs Rupert Murdoch gehört. Lügen, wie sie in seinem Sender täglich verbreitet werden, wären früher ein Fall für die "Förderale Kommunikations-Kommission" (FCC) gewesen. Heute geht das als Journalismus durch.

Die Folgen kann man in den USA besichtigen. Mit der Abschaffung der Vorgabe für faire, ausgewogenen Berichterstattung hat die Polarisierung der Medienlandschaft und des ganzen Landes begonnen. Donald Trump ist ein Produkt dieses Prozesses.

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