Kommentar: Einzeldaten erschweren nüchterne Flüchtlingsdebatte

17.9.2019, 10:26 Uhr

Die Mitteilung über die gesunkenen Ausgaben für Asylbewerber wird nun – durchaus verständlich – von jenen zum Beleg genommen, die argumentieren, dass die Aufnahme von Flüchtlingen für Deutschland kein größeres finanzielles Problem darstellt. Gleichzeitig ist die Meldung aber auch irreführend, weil sie nur einen Teil der Realität wiedergibt: Sie bezieht sich lediglich auf Asylbewerber – und nicht auf die Hunderttausenden Menschen, deren Asylantrag bereits anerkannt wurde und die auch Geld vom Staat erhalten.

Wer das berücksichtigt, muss zu den 411.000 Asylbewerbern also auch die 991.000 anerkannten Flüchtlinge hinzurechnen, die Hartz IV beziehen. Und fairerweise die 324.000 im Hinterkopf haben, die sozialversicherungspflichtige Jobs gefunden haben.

Solch nüchterne Bestandsaufnahmen sind aber selten geworden, reflexhaft greifen sich manche Politiker nur die Zahlen heraus, die ihre jeweiligen Ansichten bestärken. Wer dagegen an einer nüchternen Debatte über Flüchtlinge interessiert ist, kommt auch ohne solche statistische Rosinenpickerei aus.

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