Kommentar: Es ist zu früh für genveränderte Menschen

26.11.2018, 17:08 Uhr
Kommentar: Es ist zu früh für genveränderte Menschen

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Wenn es stimmt, was aus China gemeldet wird - die Geburt zweier genveränderter Mädchen -, dann ist die Welt ein Stück näher an das Designer-Kind gerückt. Das klingt beängstigend.

Dass der Mensch auf dem Gebiet der Erbkrankheiten forscht und versucht, gewisse Veränderungen im Erbgut, welche dem davon Betroffenen das Leben sehr schwer (und manchmal sogar unmöglich machen), auszuschalten, dagegen ist nichts zu sagen. Die Genschere namens Crispr/Cas9, die offenbar bei den genmutierten Mädchen in China zum Einsatz kam, ist eine sensationelle Entdeckung, deren Anwendungsmöglichkeiten die Wissenschaftler in helle Aufregung versetzen.

Aber: Wer sie jetzt einsetzt, handelt zu früh - der Deutsche Ethikrat spricht sogar von "unverantwortlichen Menschenversuchen". Zum einen ist nicht hinreichend erforscht, ob mit den derzeitigen Methoden auch die tatsächlich gewünschten Abschnitte eines Gens zuverlässig an- oder ausgeschaltet werden. Zum anderen ist nichts über die möglichen Spätfolgen bekannt - so ist ungeklärt, inwieweit sich solche gewünschten Mutationen auf die Nachkommen der genveränderten Menschen auswirken können. Zuguterletzt gibt es nach wie vor Unregelmäßigkeiten bei der Reparatur zerschnittener Gen-Sequenzen.

 

2017 kam das Thema schon einmal auf, als (ausgerechnet) chinesische Forscher beim Einsatz von Crispr/Cas9 von "technischen Problemen, mangelnder Effizienz und fehlgesteuerten Genveränderungen" berichteten. Für die klinische Anwendung in der menschlichen Fortpflanzung sei das alles noch nicht reif, schrieben sie damals im Magazin Protein & Cell. Kaum vorstellbar, dass sich daran binnen weniger Monate etwas Grundlegendes geändert haben könnte.

Fazit: Diese Methode ist vielversprechend, aber sie muss noch signifikant optimiert und studiert werden, bevor die moderne Medizin sie als Therapie für erbbedingte Fälle in Erwägung ziehen sollte. Alles andere ist unverantwortlich und ethisch in allerhöchstem Maß bedenklich.

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