Pandemie

Kommentar: Ist Corona vorbei? Das doppelt gefährliche Delta

22.6.2021, 19:16 Uhr
Vor allem in Großbritannien ist sie auf dem Vormarsch: die Delte-Variante.

© Sascha Steinach via www.imago-images.de, imago images/Steinach Vor allem in Großbritannien ist sie auf dem Vormarsch: die Delte-Variante.

Wunderbar, dieser Sommer, oder? Endlich wieder Biergarten, Kultur, Treffen mit Freunden: Wir merken, wie sehr uns das alles doch gefehlt hat.
Und wir erleben auch: Nein, wir haben keine „Corona-Diktatur“, wie dies manche behaupten – deren Stimmen nun aber leiser werden. Der Rechtsstaat funktioniert, die Grundrechtseinschränkungen wurden und werden wieder zurückgenommen.

Delta: Experten prognostizieren Ausbreitung

Zugleich ist da aber dieses Delta – und zwar in doppelten Sinne: Die sogenannte „Delta-Variante“ des Corona-Virus ist auf dem Vormarsch. Lissabon hat deswegen dichtgemacht, Großbritannien musste Lockerungen verschieben. Experten befürchten eine Ausbreitung der Mutante auch in Deutschland – etwa durch Reise-Rückkehrer. Da ist in der Tat Vorsicht angesagt - bei der Wahl des Reiseziels und beim Verhalten dort.

Das andere Delta: Das klafft zwischen diesen Befürchtungen, ja Feststellungen – und einer Politik, die darauf bisher erstaunlich tatenlos reagiert. Es wird zwar von der Delta-Gefahr gesprochen – aber eher wenig unternommen, um sie möglichst gering zu halten.

Regierende setzen auf Wohlfühl-Laune

Das liegt zum Teil mit einiger Sicherheit am Wahlkampf: Die Regierenden setzen auf Wohlfühl-Laune; darauf, dass die Menschen den Eindruck haben, nun sei Corona „geschafft“. Das wünschen wir uns natürlich alle. Aber, siehe Delta, es kann auch anders kommen.

Und einiges an diesem Sommer erinnert ans vergangene Jahr. Auch da war die Inzidenz niedrig, oft noch niedriger als jetzt. Wir genossen Freiheiten, viele dachten, die Sache sei durch. Doch auch da warnten Experten, während die Politik zu lange zögerte, zu früh lockerte und zu halbherzig reagierte, als im Oktober die dritte Welle absehbar war.

Wiederholt sich das? Bitte nicht. Auch Wahlkämpfer müssen den Mut zur unbequemen Wahrheit aufbringen – erst recht, wenn es wieder um Leben und Tod geht. Wir haben jetzt eine steigende Rate von Geimpften; das ist anders als 2020. Und das ist zu beschleunigen.

Risiken in den Schulen

Aber: Gerade in den Schulen – mit bisher kaum geimpften Kindern und Jugendlichen – drohen Risiken, die durch entschlosseneres Handeln verringert werden können, ja müssen. Sie sind endlich weitestgehend mit Lüftungsanlagen auszustatten, mit Schutzvorrichtungen. Und im Zweifel ist das teilweise (und nun gelockerte) Festhalten an der Maskenpflicht sinnvoller als deren zu frühes Auslaufen – zumal die meisten Schüler weniger Probleme mit der Maske haben als besorgte Eltern.

Ohnehin stellt sich die Frage, was von den AHA-Regeln bleibt. Das Maskentragen hat nachweisbar nicht nur Corona eingedämmt, sondern auch dazu geführt, dass die Grippe im vergangenen Winter quasi ausfiel – weil sich kaum jemand ungeschützt anhustete oder -nieste. Warum sollte dies zumindest etwa in vollen Bahnen, Bussen oder Zügen nicht so bleiben, zumindest freiwillig? Die Asiaten sind da schon lange vorsichtiger. Masken helfen: Das ist eine Lehre aus Corona.

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