Kommentar: Nur härtere Strafen bei sexuellem Missbrauch reichen nicht aus

12.6.2020, 15:31 Uhr
Zuletzt sorgte ein Fall von mehrfachem Kindesmissbrauch in Münster für bundesweites Entsetzen. 

© Paul Zinken, dpa Zuletzt sorgte ein Fall von mehrfachem Kindesmissbrauch in Münster für bundesweites Entsetzen. 

Der sexuelle Missbrauch von Kindern zählt zu den schlimmsten Straftaten, die es gibt. Oft ist es den Opfern Zeit ihres Lebens nicht mehr möglich, ein normales Leben zu führen, wenn ihnen im Kindergarten- oder im Schulalter auf diese Weise Gewalt angetan wurde. Deswegen ist es immer sinnvoll, darüber nachzudenken, ob der im Gesetz vorgesehene Strafrahmen für die Täter noch ausreicht. So geschieht es im Moment auf Bundesebene.

Einen Fehler sollte man in der Debatte aber nicht begehen – zu denken, dass hohe Strafen alleine das Problem verschwinden lassen können. Wenn das so wäre, dann würde kein Mord mehr begangen, denn darauf steht eine lebenslange Freiheitsstrafe. Der Bundestag hat mehrfach härtere Strafen für Sexualdelikte beschlossen und trotzdem waren die Täter leider nicht abzuschrecken. Im Falle Münster sind es erneut unfassbare elf Verdächtige.

Es braucht etliche gleichzeitig stattfindende Maßnahmen, um solche Serien einzudämmen: die Stärkung der polizeilichen Ermittler, eine bessere Wachsamkeit des sozialen Umfeldes und der Jugendämter, die Stärkung potenzieller Opfer (wenn sie denn überhaupt alt genug dazu sind), Therapieangebote für Täter, eine wissenschaftliche Erforschung des Phänomens. Geschieht das alles nicht oder nicht ausreichend, dann wird es ein höherer Strafrahmen alleine kaum richten.

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