Kommentar: Nur verständliche Corona-Regeln werden akzeptiert

13.6.2020, 10:38 Uhr
"Bitte halten Sie Abstand". Auch in Zukunft werden wir mit vielen Hygiene-Regeln leben müssen. Andere Vorschriften sollten dagegen unbedingt überprüft und nachgebessert werden.

© Christoph Schmidt "Bitte halten Sie Abstand". Auch in Zukunft werden wir mit vielen Hygiene-Regeln leben müssen. Andere Vorschriften sollten dagegen unbedingt überprüft und nachgebessert werden.

Allmählich wird absehbar, wie jene "neue Normalität" aussieht, von der Politiker in Corona-Zeiten oft reden. Neu heißt: Eine Rückkehr zur alten Normalität ist vorerst nicht machbar.

Aber was heißt "vorerst"? Auch das wird nun durch die Ansagen der Regierenden deutlich: "Vorerst" soll so lange dauern, bis es einen Impfstoff gegen das Virus gibt. Das aber wird dauern, frühestens 2021 rechnen Experten damit. Sie schließen sogar nicht aus, dass all die auf Hochtouren laufenden Forschungen am Ende keinen Impfstoff liefern.


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So oder so: Wir müssen mindestens noch für Monate mit den Hygiene-Regeln leben, für die sich das Kürzel AHA einbürgert: Abstand, Hygiene, Alltagsmaske – dort, wo sie vorgeschrieben ist.

Und wir sind damit offenbar gut gefahren. Das zeigen die vergleichsweise niedrigen Infektions- und Todesopfer-Zahlen, das zeigen steigende Krankheitsraten aus anderen Staaten, das zeigen Studien über die Wirksamkeit der Maske und des Lockdowns, der in Europa laut Forschern Millionen von Leben retten half.

Aber auch, das muss unbedingt hinzugefügt werden, gewaltige Kollateralschäden verursachte – gesundheitliche, psychische vor allem bei Alten und Kindern. Und immense wirtschaftliche Schäden. Gigantische Hilfsprogramme sollen sie lindern.

Dabei sind allerdings trotz der Abermilliarden, die da verteilt werden sollen, manche Gruppen im Abseits. Bei den "Solo-Selbständigen" (Künstler, Trainer, Coaches, freie Autoren etc.) gibt es trotz Nachbesserungen noch Lücken. Und etliche Berufsgruppen verlangen nicht mal Fördermittel – sie wären schon froh, wenn man sie wieder arbeiten ließe, nach sinnvollen und vor allem nachvollziehbaren Regeln.

Auch die gibt es nicht überall. Ein Beispiel: Ab Montag gelten wieder neue Lockerungen (die, nebenbei, beweisen, dass die Parolen von der "Corona-Diktatur" Unsinn sind). Kinos und Theater dürfen öffnen. Viele wollen oder können aber nicht – wegen der Vorgabe, dass maximal 50 Gäste in einen Raum dürfen.

Egal, wie groß der ist. Auch in die Meistersingerhalle können nur 50 Besucher. Im Freien gilt eine Obergrenze von 100 Personen – unabhängig von der Größe des Areals.

Obergrenze ohne Sinn

Begründen kann diese Obergrenze ohne Sinn niemand. Auch mit viel mehr Gästen wären Mindestabstand und getrennte Ein- und Ausgänge zu sichern. Eine solche Regel, die am Lebensalltag vorbei geht und Veranstaltern Chancen raubt, stößt auf Unmut bis Wut bei den Betroffenen – verständlicherweise.

Wenn wir über Monate hinweg mit Corona leben müssen, dann brauchen wir keine solchen Regeln, sondern atmende, flexible Vorschriften, die umsetzbar sind. Sonst werden Verzweiflung und Not bei manchen zu groß.

Also unbedingt prüfen und nachbessern – nur so bleibt die erstaunliche Bereitschaft einer großen Mehrheit erhalten, sinnvolle Regeln weiter einzuhalten.

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