Kommentar: Organspender haben die Wahl - Kranke nicht

16.1.2020, 15:03 Uhr
Kommentar: Organspender haben die Wahl - Kranke nicht

© Uniklinikum Erlangen

Mitleid im Sinn von Mitfühlen ist das, was den Menschen ausmacht; ihn ausmachen sollte. Aber: Zuspruch und weltweit mit die beste medizinische Versorgung, auf die wir hierzulande vertrauen können, helfen alleine nicht weiter. Nicht der nierenkranken Ehefrau, deren zweite Heimat quasi das Dialysezentrum werden muss. Nicht dem Vater, dessen Herzinsuffizienz ihn von Tag zu Tag ein bisschen schwächer werden lässt — bis zum Tod. Nicht der kleinen Tochter, die nach einer Augenentzündung erblindet ist. Man muss (hoffentlich) nicht erst miterlebt haben, wie bitter es ist, auf die (Überlebens-)hilfe — und nichts Anderes ist die Organspende — von Fremden angewiesen zu sein. Auf Leben und Tod. Ein selbstbestimmtes Leben sieht anders aus. Organspende geht uns alle an. Weil es jeden "treffen" kann.


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Wer sich bewusst oder aus Desinteresse gegen einen Organspendeausweis entscheidet, sollte sich dessen bewusst sein: Er überlässt Schwerkranke ihrem nicht selbstgewähltem Schicksal. Wissentlich. Tatsächlich nicht immer aus Bequemlichkeit. Sondern auch aus Angst. Was, wenn Organe entnommen werden und ich noch gar nicht tot bin? Was bleibt von mir am Ende übrig?

Sich mit dem eigenen Tod zu beschäftigen ist eine echte persönliche Herausforderung. Erst recht in guten, sprich: gesunden Zeiten. Diese unbequeme Herausforderung bleibt, unabhängig von jeder gesetzlichen Regelung. Doch ist der Mensch in der Lage, Gefühle mit dem Verstand zu beherrschen. Konkret: Wer Angst vor der Organspende hat, kann und sollte sich umfassend und objektiv informieren. Das hilft.


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Beispielsweise auch bei der Frage, ob man wirklich als Organspender zum "Ersatzteillager" mutiert. Um es vorweg zu nehmen: Nein. Tut man nicht. Im Gegenteil: Schon jetzt ist es so, dass es jeder registrierte Organspender selbst in der Hand hat, was er bereit ist, zu geben. Sprich: auch im Tod und als Organspender muss niemand ein gewisses Maß an Selbstbestimmung abgeben — im Gegensatz zu all den Patienten, die Tag für Tag ums Überleben kämpfen. Und warten. Oder sterben. Durch die Unwissenheit und Ignoranz anderer, die einfach ein bisschen mehr (Gesundheits-)Glück haben.

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