Kommentar: Sanders sorgte für Aufwind - mit Biden folgt Berechenbarkeit

8.4.2020, 21:31 Uhr

Was Bernie Sanders schon 2016 forderte, damals im Duell mit Hillary Clinton noch der klare Außenseiter, ist heute in weiten Teilen der Partei unumstritten. Etwa, dass ein Mindestlohn garantiert sein muss, von dem man tatsächlich leben kann. Sein zentrales Projekt, ein steuerfinanziertes Gesundheitssystem, das auf private Krankenversicherungen verzichtet, hat gerade in der Corona-Krise an Zuspruch gewonnen. Dass nicht versicherte Amerikaner zögern, einen Arzt aufzusuchen, weil sie nicht wissen, wie sie die Rechnung bezahlen sollen - auch das hat zur Ausbreitung des Virus beigetragen. In einem Satz, der Veteran aus Vermont ist schon lange nicht mehr der knorrige, bisweilen milde belächelte Einzelgänger, als den ihn manche noch vor zehn, fünfzehn Jahren gesehen haben.


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Dennoch, wonach sich die Mehrheit der Partei noch stärker sehnt als nach Reformen, ist ein Sieg über Trump, den Präsidenten, den sie unbedingt nach nur vier Jahren im Weißen Haus abgelöst sehen will. Und das traut sie Sanders einfach nicht zu, dazu steht der Senator denn doch zu weit links von der amerikanischen Mitte. Dann lieber Biden, ein Kandidat, der zwar keinen begeistert, aber immerhin die Rückkehr zu einem berechenbaren Regierungsstil verspricht.

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