Kommentar: Trumps Corona-Sündenbock ist die WHO

15.4.2020, 11:58 Uhr
Donald Trump stellt die Überweisungen der USA an die WHO ein, weil diese sich in der Coronakrise falsch verhalten haben soll.

© Imago / Doug Mills Donald Trump stellt die Überweisungen der USA an die WHO ein, weil diese sich in der Coronakrise falsch verhalten haben soll.

Donald Trump braucht einen Sündenbock für seine lückenhafte Corona-Politik – da kommt ihm die WHO gerade recht. Er selbst hat nachweislich viel zu spät reagiert: Kein Land hat mehr Infizierte und Todesopfer zu verzeichnen als die USA. Verfehlungen gibt es indes keine in seiner Ägide, also muss der Fehler woanders liegen. So denkt Trump, und so verkauft er sich.


"Katastrophale Entscheidung": Trump kritisiert WHO und stoppt Zahlungen


Das ist einerseits gewohnt populistisch. Andererseits muss man zugeben, dass er einen wunden Punkt anspricht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die WHO eine unrühmliche Rolle bei der Ausbreitung des Virus gespielt hat. Noch Mitte Januar erklärte die Organisation mit Blick auf die chinesische Region Wuhan, dass es keinen Nachweis gebe, dass das Coronavirus von Mensch zu Mensch übertragbar sei. Da lagen ihr aber bereits Informationen aus Taiwan vor, dass dies doch möglich sei.

Wurden diese bewusst ignoriert, weil das von China als abtrünnige Provinz betrachtete Taiwan auf internationaler Bühne weitgehend geächtet ist? Hat sich die WHO von Peking zu sehr einlullen lassen, was die Gefährlichkeit des Virus betrifft, und nicht scharf genug nachgefragt?

Diese Fragen müssen geklärt werden. Die WHO aber vorzuverurteilen und die Zahlungen einzustellen, so wie Trump das nun getan hat, ist indes keine Art. Erst untersuchen, dann Konsequenzen ziehen, nicht umgekehrt, so läuft das auf internationaler Bühne. Erstaunlich, dass der Amerikaner, der seit Januar 2017 im Weißen Haus sitzt, das noch nicht verinnerlicht hat.


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