Kommentar: Unsicherheit steigt nach Bluttat von Ansbach

25.7.2016, 12:18 Uhr

Nach der Tat von Ansbach "hat der islamistische Terror Deutschland erreicht" - zumindest sind die bayerischen CSU-Politiker Joachim Herrmann und Winfried Bausback dieser Meinung.

Beide, der eine Innen-, der andere Justizminister, würden eine solche Mutmaßung nicht leichtfertig äußern. Offenbar gibt es begründete Hinweise, dass der Täter von Ansbach, ein 27-jähriger Syrer, einen "echten islamistischen Selbstmordanschlag" (Herrmann) verübt hat.

Selbst wenn sich dieser Verdacht nicht bestätigen sollte, hat die Unsicherheit Deutschland erreicht: Der Axtangriff von Würzburg, der Amoklauf von München und vergangene Nacht die Tat von Ansbach. Dazu noch der Machetenattacke in Reutlingen - die schrecklichen Ereignisse haben sich in den vergangenen Wochen besorgniserregend gehäuft. Aus der abstrakten ist eine konkrete Gefährdung geworden.

Alle Taten, so unterschiedlich sie auch waren, verbindet ein Strickmuster: Es schlugen jeweils Einzeltäter völlig unvermittelt zu.

Wer rechnet schon am Rande eines Musikfestivals damit, dass ein Mann sich in die Luft sprengt? Bislang spielten sich solche Taten, die meisten deutlich mehr Opfer fordern als in Ansbach, wo glücklicherweise keine Toten, sondern "nur" Verletzte zu beklagen sind, weit weg von Deutschland ab: In Afghanistan, Pakistan oder dem Irak zählen derartige Anschläge beinahe schon zur Tagesordnung.

Europa ist aber längst zu einem Schauplatz blutiger Anschläge geworden: Brüssel, Paris und Nizza sind dabei nur die jüngsten Beispiele. Und nun eben auch Würzburg, München und Ansbach.


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Nochmals: So unterschiedlich die Motive der Täter waren, so vergleichbar ist die Wirkung der (Terror-)Anschläge beziehungsweise Amokläufe: Unschuldige Menschen werden ohne jegliche Vorwarnung Opfer von Menschen, die wahlweise psychisch schwer krank sind oder deren Triebfeder ein durch nichts gerechtfertigter Fanatismus ist. Für die Betroffenen und ihre Angehörigen spielt dies keine Rolle.

Ansbach ist insofern das jüngste Glied in einer Kette von Anschlägen, deren Ende (leider) nicht absehbar ist. Die politische Debatte der kommenden Stunden und Tage wird nun von der Frage beherrscht, wie für mehr Sicherheit gesorgt werden kann. Ein mögliches Rucksackverbot am Oktoberfest in München ist dabei nur eine Facette, eine Absage von Großveranstaltungen, wie in Nürnberg mit dem Klassik Open Air bereits geschehen, ein anderer.

Es werden turbulente Wochen folgen. Der Sommer 2016 in Deutschland wird von zahlreichen Anschlägen überschattet. Egal, ob der islamistische Terror das Land nun erreicht hat, die Lage bleibt unübersichtlich und angespannt.

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