Kommentar: Wohlfeile Kritik von SPD und Grünen an Söder

21.3.2020, 14:23 Uhr
Polizeikontrollen in München. Die Beamten befragen die Fahrer nach dem Grund und der Notwendigkeit ihrer Fahrt.

© Matthias Balk, dpa Polizeikontrollen in München. Die Beamten befragen die Fahrer nach dem Grund und der Notwendigkeit ihrer Fahrt.

Markus Söder hat, so witzeln manche, sogar den Regen bestellt und den eisigen Wind, die zum Start der verschärften Ausgangs-Regeln an diesem Samstag in Bayern dafür sorgten, dass tatsächlich sehr viele Menschen das taten, was nun angesagt und notwendig ist: daheim bleiben. Das miese Wetter verdarb jedenfalls den meisten die Lust auf unnötige Aufenthalte im Freien.



Doch die Innenstädte auch in der Region waren nochmal deutlich leerer als an einem ganz normalen Samstag. Und da zeigte Söders Vorpreschen offensichtlich durchaus jenen Effekt, den es haben sollte.

Wie ein Ritual aus alten Zeiten

Dass sich nun Sozialdemokraten wie die Mainzer Ministerpräsidentin Malu Dreyer oder Grünen-Chefin Annalena Baerbock über den bayerischen Alleingang empören, das wirkt wie eines jener Rituale aus den Zeiten vor Corona: Man kritisiert erst mal grundsätzlich, was der politische Gegner macht.

Und rein formal liegen Söders Kritiker nicht daneben: Eigentlich wollten sich die Ministerpräsidenten der Länder an diesem Sonntag mit dem Kanzleramt beraten, ob es denn eine bundesweit einheitliche Ausgangssperre geben solle. Man wolle den Samstag beobachten; schauen, wie sich die Menschen verhalten, hieß es. Daran hielt sich Söder, aktuell amtierender Bundesrats-Präsident, nicht. Er brüskierte seine Kollegen mit seinem Vorpreschen.

Berlins Eiertanz

Ist aber nicht das Zögern und Abwarten anderer Länder-Chefs das weit größere Ärgernis als Söders Solo? Berlins Regierender Bürgermeister Müller vollführt einen Eiertanz aus Angst, eine Ausgangssperre in der Hauptstadt zu verhängen, andere warten ab.

Genau dieses Abwarten können wir uns aber nicht leisten. Es geht in der Tat um Zeit - und um jeden Tag, ja: jede Stunde. Wer den exponentiellen Anstieg der Zahl der Infizierten verfolgt, der kann zu keinem anderen Schluss kommen: Rasches Handeln ist angesagt, viel Zeit wurde schon vertan. Bezeichnend, dass auch die Opposition in Bayern Söders Kurs stützt - anders als ihre Parteifreunde in anderen Bundesländern.

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